Der Palankaer und Obrovacer Heimatausschuss hatte die obige Busreise ausgeschrieben. Abwechslungsreiche Programmpunkte und die erfahrene und fachkundige Reiseleitung unter Franz Flock waren der Grund, dass die Teilnehmerplätze schnell vergeben waren. Auch Angehörige von Tschebern, welche über den Heimatbrief der HOG Tscheb von der Fahrt erfahren hatten, erhielten einen Sitzplatz im Bus. Am frühen Morgen des Dienstag, 18.8.2015, sammelte der Bus von Harald (Harry) Münzing am S-Bahnhof Leinfelden und am Ulmer Omnibusbahnhof eine bunte Reisegruppe ein, welche sich zunächst einmal vorsichtig beäugte. „Na, was fer Leit sinn des?“

Die Tscheber Gruppe, angeführt von Roland Groh, dem Vorsitzenden der HOG Tscheb, bestand überwiegend aus Angehörigen gebürtiger Tscheber in der zweiten und dritten Generation. Mit Freude wurde registriert, dass sich unter der großen Reisegruppe auch viele Jugendliche befanden, welche sich einen eigenen Eindruck von der ehemaligen Heimat ihrer Großeltern verschaffen wollten. Die vorsorglichen und vor allem regelmäßigen Hygienemaßnahmen von Franz Flock, sich mit dem obligatorischen Schluck Schnaps „die Zähne zu putzen“, führten schnell dazu, dass das „Fremdeln“  so nach und nach abbröckelte.

19.8. 2015 – Durch Bayern und Österreich bis nach Ungarn
Nach Zwischenübernachtung in einem Hotel in Unterpremstätten bei Graz/Österreich führte die Fahrt über Slowenien und die ungarische Grenze, der Plattensee wurde gestreift, zunächst in das Weingut der Familie Rothin Bóly bei Mohacs. Nach Tischwein, Rindssupp mit Nudl, Krautsarma und verschiedenen Strudelsorten wollte man eigentlich gar nicht so schnell weiter.

19.8.2015 – Durch die Batschka nach Palanka
Der Reiseverlauf führte teilweise über den früheren Fluchtweg. Die Grenze nach Serbien wurde bei Sombor überschritten. Bei einem Halt in Gakova an der Gedenkstätte am Massenfriedhof des ehemaligen Lagers wurde mit der Niederlegung eines Blumengebindes und einem Gebet  den  dortigen Toten gedacht. Am Abend traf  der Bus unbeschadet im Hotel Fontana in Backa Palanka ein und alle konnten ihre Zimmer beziehen.

20.8.2015 – Grüß Gott – Dobrodosli – Herzlich Willkommen in Palanka
Der Tag war der Spurensuche in Palanka, Obrovac und Tscheb gewidmet. Alle Teilnehmer hatten den ganzen Tag Zeit, in den jeweiligen Orten Neues oder Bekanntes zu entdecken oder Bekannte und Verwandte aufzusuchen. Vor dem Hauseingang der Groß- und Urgroßeltern Franz und Anna Gari in der Mittelgass. Mittlerweile waren zu der Reisegruppe auch Teilnehmer gestoßen, welche an diesem Tag mit dem Flugzeug in Belgrad eingereist waren. Besonders zu erwähnen wäre hier Franz Baumstark aus Melbourne. Er hatte die weite Reise aus dem fernen Australien nicht gescheut, um bei uns in Tscheb mit dabei sein und nach seinen Wurzeln schauen zu können. Zuvor hatte er Besuche in Österreich abgestattet. Die Tscheber nutzten natürlich die Gelegenheit um auf dem Friedhof von Celarevo am Gedenkort für die verstorbenen Landsleute ebenfalls ein Blumengebinde niederzulegen und ein Vaterunser zu beten. Die Kirche in Tscheb, einschließlich Empore und Turm, war für eine Besichtigung geöffnet. Das Innere des Gotteshauses ist einigermaßen gut erhalten. Auf Bitten der Besucher läutete der Kirchendiener per Glockenzug „außer der Reih“. Es blieb zu hoffen, dass die Bewohner von Tscheb nicht dachten, „wer werd` dann  jetzt gstorwe Individuell suchten die Tscheber Reiseteilnehmer die Häuser oder Stätten auf, welche mit ihren Angehörigen verbunden sind. Die Begegnungen mit den einheimischen Bewohnern der Anwesen waren herzlich und  von Gastfreundschaft geprägt. Verständigungsprobleme wurden mit einem Schnaps überwunden. Am Abend spielte im Hotel für eine knappe Stunde eine serbische Musikantentruppe mit „schmissiger“ Musik auf, so dass es auch bei den Älteren in den Beinen zuckte.

21.8.2015 – Auf gefundenen Spuren – Weinprobe in Ilok/Kroatien
Im Laufe des Morgens hatte jeder  nochmals die Gelegenheit, auf den Spuren der Vorfahren zu verweilen und die gewonnenen Eindrücke zu vertiefen. Der Nachmittag war einem Ausflug nach Ilok/Kroatien gewidmet. Obwohl von Backa Palanka aus nur über der Donau gelegen, mussten bei An- und Rückreise zeitintensive Grenzformalitäten in Kauf genommen werden.  Es warteten interessante Besichtigungen. Zu erwähnen sind die Klosterkirche sowie Bauten aus der Zeit der osmanischen Besetzung sowie der Blick von hoch oben auf den Donaustrand von Palanka. Höhepunkt der Fahrt war jedoch die Weinprobe in dem Illoker Weingut „Podrum“. Obwohl nur drei Proben – in Flaschen! – gereicht wurden, geriet die gesamte  Reisegruppe nach und nach in eine ausgelassene Stimmung. Der gelungene Abend wird sicherlich allen unvergesslich bleiben.

22.8.2015  Eine kleine Wallfahrt:  Jarek, Maria Schnee, Novi Sad und Petervardein
Bei einem Besuch der provisorischen Gedenkstätte am symbolischen Grabhügel der Massengräber von Jarek wurde mit einem Blumengebinde und einem Gebet der vielen Toten gedacht. Hierzu passend führte die Weiterfahrt zur Wallfahrtskirche Maria Schnee. Viele nutzten die Gelegenheit, um dort aus verschiedensten Anlässen eine Kerze anzuzünden. Dem  Mittagessen in einer Gaststätte am Donauufer in Sremski Karlovci bei Neusatz folgte eine kurze Stadtbesichtigung. Die orthodoxe Kirche mit ihrer eindrucksvollen Ikonostase ist hier besonders hervorzuheben. Auf der Rückfahrt nach Palanka bestand die Möglichkeit, die  Festung Petervardein hoch über Neusatz zu erkunden oder, wer mochte, einen Stadtbummel in der Fußgängerzone von Neusatz zu machen. Diese Angebote wurden auf unterschiedlichste Weise genutzt. Sei es für einen Kaffee auf der Aussichtsterrasse von Petervardein oder für ein  „Sladolet“ in der Innenstadt.

23.8.2015 – „Gott schütze unsere teure Heimat“

Einem am Morgen  in lateinischer Sprache gehaltenen Gottesdienst in der Deutsch-Palankaer Kirche  folgte eine Totenehrung mit Kranzniederlegung auf dem Friedhof von Palanka. Für den Nachmittag hatte sich der Deutsche Verein von Backa Palanka eine besondere Überraschung für die Reiseteilnehmer ausgedacht. An einem Sportheim in Donaunähe wartete neben einer zünftigen serbischen Kessel-Bohnensuppe mit „spitzigen“ Peperoni auch noch eine musikalische Begleitung. Unaufgefordert formierten sich überwiegend die weiblichen Reiseteilnehmer zu einer Tanzgruppe, welche lautstark von den Männern angefeuert wurde.Höhepunkt des Tages war natürlich das traditionelle Strudlfest des Deutschen Vereins in einer Hauptstraße von Palanka. Weder Magen noch Augen konnten die Vielzahl von Strudel aller Art überblicken. So wurde manche Tupperdose oder Alufolie mit Kostproben für später gefüllt.  Um dies zu erwähnen: Mittlerweile wurde unser Busfahrer Harry zu seinem Leidwesen von mehreren der Reisegruppe befragt, wo denn im Bus die vielen Mitbringsel  und Geschenke  verstaut werden können. Angefangen bei Schnaps und Wein reichte die Spanne bis zu Akaze-Honig, Knofel, Paprich, und Roten Beeten.  Zähneknirschend fand Harry jedoch für jeden eine Ecke im Stauraum des Busses. Das war allerdings noch nicht genug. Die Jugend schleppte dann noch eine 11 kg- Melone und zwei Kasten Bier – letztere nach langwierigen Verhandlungen in einem  Supermarkt  erstanden – an. Auch dies wurde augenrollend (Harry) noch in den Kofferraum gestopft.
Die Angst um das Mitgebrachte trieb unserem Baschtl aus Obrovac nicht nur den Schweiß auf die Stirn, sondern führte nach seinen Aussagen auch zu Alpträumen. Er hatte seine 2 kg Akaze-Honig nicht im Topf, sondern in einer Plastikflasche (!) abgefüllt. Diese lief im Traum über einer weiblichen Person aus und er musste den ganzen Honig allonich abschlecken!

24.8.2015 – Aufwiedersehen Palanka – Obrovac–Tscheb
Nach dem üblichen Durcheinander einer Abreise – hem´r a nix vergesse? – rollte der Bus am frühen Morgen in Richtung serbische Grenze. Die Flugreisenden wurden am Nachmittag zum Flughafen gebracht.Über Kroatien –  an der nationalen Gedenkstätte „Wasserturm von Vukovar“ erfolgte ein Zwischenhalt – und in Slowenien wurde am Abend wieder das Hotel für die Zwischenübernachtung in Unterpremstätten bei Graz/Österreich  erreicht. Nun hatte unser Fahrer Harry eine Überraschung parat. Er lud alle Reiseteilnehmer zu einem Abendbummel in der Innenstadt von Graz ein. Ob mit Fahrstuhl oder zu Fuß über die sog. Schloßstiege wurde natürlich auch das Wahrzeichen von Graz, der Glockenturm über der Stadt, besucht und die abendlichen Lichter von oben genossen.  Ein Glas Wein in einem steirischen Weinlokal stellte den  passenden Ausklang eines sicherlich für jeden eindrucksvollen Besuches der alten donauschwäbischen Heimat an der Donau dar.

25.8.2015 – Mr misse wiedr hom
Die Heimfahrt erfolgte über Salzburg – München und verlief, wie die Herfahrt, dank unseres ausgezeichneten Busfahrers ohne besondere Vorkommnisse. Als besondere Note der Reise sind die fachkundigen Erläuterungen von Franz Flock
zu Land und Geschichte besonders hervorzuheben. Seiner Einleitung „Übergeschriftet“ folgte stets die passende Hintergrundinformation. Die Obrovacer haben leidvoll zur Kenntnis nehmen müssen, dass Tscheb das
„schennschte Dorf“ in der ganzen Batschka ist.

Limburgerhof, im September 2015
Peter Binnefeld (angeheirateter Tscheber)

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