Wirtschaftlicher Aufstieg nach dem Ersten Weltkrieg!


Unsere Bauern, die Hauptträger der lokalen Wirtschaft, investierten viel Kapital, Fleiß und Arbeit in den Hopfen- Hanf- und Tabakbau. Es begann auch eine sehr rege Bautätigkeit. Noch heute stehen viele Neu- und Umbauten aus damaliger Zeit (1922-1928). Unsere Geschäftsleute und Handwerker hatten regen Anteil an der Wirtschaft. Tscheb bekam einen Autobusverkehr und wurde (wieder – siehe das Jahr 1894) an den Schiffsverkehr an der Donau angeschlossen. Auf der Donau herrschte reges Leben. Es fuhren viele Schiffe vorbei, die aus Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien oder Bulgarien mit Fracht und Passagieren zum Schwarzen Meer fuhren. Jeden Tag fuhr die Nabred, ein Personenschiff, von Novisad nach Vukovar und zurück. Sie hielt in Tscheb an, und nahm hier Passagiere mit, die mit ihren Waren in den Sommermonaten auf den Markt in Novisad gingen oder Verwandte in den umliegenden Dörfern besuchte . Nach der Weltwirtschaftskrise in den Jahren 1928-1929 gab es erneut einen wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen. Er hielt unvermindert bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges an.

Das Gewerbe war in Tscheb mit allen für ein Dorf üblichen Berufen vertreten: Bäcker, Barbiere und Musikanten, Batschkermacher, Drechsler, Fassbinder, Fischer, Fleischhacker (Metzger), Gerber (noch um die Jahrhundertwende), Hutmacher, Kalkbrenner, Korbflechter, Maler, Maurer, (Donau)-Müller, Maler, Sattler, Seiler, Schlosser, Schmieder, Schnapsbrenner und Sodawasser-Hersteller, Schneider, Schuster, Tischler, Wagner, Weber, Zimmermann.


Die Bäckereien

Um die Jahrhundertwende gab es in Tscheb drei Bäckereien (Kaspar Döllinger, Karl Knöfel und ein serbischer Bäcker). Nach 1920 gab es nur noch zwei Bäckereien (K. Döllinger u. Fam. Mallog). 1924 eröffnete Johann Döllinger (Sohn des Kaspar Döllinger) eine Bäckerei in der Bukiner Gasse im Hause von Lunowa-Binder. Er starb nach einigen Monaten mit 24 Jahren. Danach wurde die Bäckerei mehrmals verpachtet. In den Jahren 1926-28 entstanden zwei neue Bäckereien. Andreas Ernst richtete seinem Sohn Adam, der ein junger Bäckermeister war, in der Hauptgasse eine Bäckerei ein. Sie wurde zur erfolgreichsten in Tscheb.



Die andere eröffnete Franz Hubert zunächst im elterlichen Haus und dann im Hause neben Groh-Drechsler. In den folgenden Jahren wurden von Friedrich Lackner, der seine Gesellenjahre bei Ernstbeck und Hubert verbrachte, und von Heinrich Wenzl Bäckereien eingerichtet. Der nächste Bäcker, der ein Geschäft eröffnete, war Josef Reit. Dies dürfte 1937-38 gewesen sein. Von 1940-42 führte Hans Döllinger die Bäckerei seines verstorbenen Vaters (zunächst unter dem Namen H. Wenzl und nach Ablegung der Meisterprüfung unter seinem eigenen Namen). 1940 gab es sechs Bäckereien in Tscheb. Die Zeit der Lehre eines Bäckers betrug 3-4 Jahre. Bei einer dreijährigen Lehrzeit bekam der Lehrling Wohnung und Verpflegung, bei vier Jahren auch Kleidung. Für die Lehrlinge gab es damals noch keine festgesetzte Arbeitszeit. Wenn dennoch so viele dieses Handwerk erlernen wollten, so lag das in der Strebsamkeit der Tscheber Jungen, denn jeder wollte ein Fach haben und keiner ein Knecht sein. Nach der Lehrzeit begaben sich, vor allem früher, die frischgebackenen Bäcker nach Budapest und Wien, um ihre Kenntnisse zu vervollkommnen. Gebacken wurde in den Tscheber Backstuben an den Werktagen Brot und Hausbrot. An Sonn- :: und Feiertagen Kipfl, Semmeln und in der Winterzeit Brezeln. “Bach” wurde an Sonn- und Feiertagen von den Lehrbuben und anderen Jungen je Bäcker ausgetragen und verkauft. Die Leute schliefen manchmal noch und schon wurde an allen Ecken “gephäbelt” .Wenn man überlegt, dass von sechs Bäckereien an einem Sonntag etwa 3.500 Stück “Bach” bei einer Einwohnerzahl von etwa 3000 Personen verkauft wurden, dann heißt das doch, dass mehr als ein Stück von einer Person verzehrt wurde. (Hans Döllinger im 2. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1973)


Köhlerei


Bauern in Tscheb

Von den 74 Bauern in den 30er Jahren hatten 65 ihr Auskommen von dem eigenen Boden. Die übrigen 9 Bauern nahmen zusätzlich Feld in Pacht oder bearbeiteten Feld zum halben Ertrag. Großbauern, wie in vielen unserer Nachbardörfer, gab es in Tscheb nicht: der reichste Bauer besaß knapp 70 Joch Feld. In früheren Zeiten erbte den Bauernhof stets der älteste Sohn. Das Anwesen wurde nicht verteilt. Den Eltern verblieb lediglich 1 Joch Feld und ein Stück Weingarten. Der junge Bauer musste an die Eltern “Liebling” abgeben. In der Regel waren das im Jahr 500 kg Weizen, 2 Ferkel, 500 kg Mais als Futter, ein Klafter Holz und Brechegel zum Heizen sowie Hanf und Salz. Das Feld der Eltern musste er bearbeiten.

Den Geschwistern musste er je nach Größe des ererbten Hofes und der Zahl der Geschwister einige hundert Gulden auszahlen. Nach der Jahrhundertwende änderte sich allmählich diese Art der Erbfolge. Das Feld wurde unter die Kinder aufgeteilt. Allerdings erbten die Söhne etwas mehr als die Töchter. Das Leben der Bauern war durch den Rhythmus der Jahreszeiten geprägt. Es verlief für Generationen jahraus und jahrein in gleicher Weise. Selbst das Feste feiern, Hochzeit, Kirchweih oder Besuche bei Verwandten oder Bekannten in ferneren Dörfern, hatte sich danach zu richten. Nach einem milden Winter begann die Arbeit schon Ende Februar. Hafer (Hornungshafer) anbauen, Klee, Wicken und Linsen säen, Kukuruz: setzen, Mist fahren, Hanf anbauen, im Weingarten aufdecken, Stöcke einschlagen, Reben schneiden und anbinden.

Im Weingarten war das ganze Jahr über viel zu tun. “Ein Weingarten braucht keinen Herrn, ein Weingarten braucht einen Knecht” sagte man deshalb. Ab Mai wurde Klee gemäht für Grünfutter und für Heu. Bei der Heuernte Anfang Mai, Ende Juni, Mitte August und manchmal noch im September gab es keine Uhrzeit: Morgens früh oder abends spät, sogar in der Nacht wurde gemäht um den Blätterverlust gering zu halten. Mit dem Ende des Frühjahrs begann das Rebenspritzen gegen Pernospora. Früher geschah das mit einem Besen aus einem Eimer, in dem gelöschter Kalk in Wasser aufgelöst war. Später gab es die Rebenspritze, die auf dem Rücken durch die Rebenreihen getragen wurde und mittels eines Pumpschwengels über einen Schlauch eine Lösung aus Kanitzl (Blaustein) und Kalk versprühte. Wenn viel Nebel herrschte, musste 6-7 mal und öfter gespritzt werden. Vor dem Sprühen waren die Reben zu stützen, zu geizen und auszubrechen. An Peter und Paul (29. Juni) begann der “Schnitt”, die Getreideernte. Die Arbeit begann auf dem Felde um 4 Uhr in der Früh. Aus Halmen wurden Seile zum Bündeln gefertigt. Sobald das Getreide von der Sonne abgetrocknet war begann das Mähen. Bis in den Abend hinein wurde gemäht. Dann wurde noch aufgekreuzt, d.h. die Garben wurden aufeinander gestapelt: 9 Garben bildeten ein Neuntel, 18 ein Kreuz.

Bei der Weizenernte halfen Schnitter um ein Zehntel der Ernte, der Mann mit der Sense mähend, die Frau mit der Sichel die Garben auflesend. Mähmaschinen gab es erst in den letzten Jahren. Nach der Ernte musste gedroschen werden. In den frühen Jahren nach der Ansiedlung wurden die Getreidekörner mit Holzschlegeln, den Dreschflegeln, ausgeschlagen, verdroschen. Später wurde das Getreide auf einem Tretplatz auf dem Hotter oder im Hinterhof des Hauses ausgebreitet und von Pferden, die stundenlang im Kreis herum gingen, ausgetreten (kommt unser “Treplatz” nun von Drehplatz oder von Tretplatz). War dann das Getreide richtig ausgetreten, wurde das Stroh abgeräumt und der Rest wurde hochgeworfen, damit der Wind die Spreu von dem Weizen trenne. Später gab es dafür Windmühlen. Noch später kamen Dreschmaschinen. Das waren damals Dampfmaschinen, die von Pferden von Dreschplatz zu Dreschplatz gezogen wurden. Sie wurden Ende der zwanziger Jahre von fahrbaren Dreschmaschinen, den Selbstwandlern abgelöst. Der Weingarten musste wieder gehackt werden. Mitte August begann das Hopfenzupfen, wozu Männer und Frauen aus der Umgebung, viele aus Srem, gegen Entgelt zu Hilfe kamen. Dann fing das Hanfschneiden an. Eine rauhe Arbeit! Zum Rösten wurden die Hanfbündel floßartig ins Wasser gebettet und mit Erde vom Boden des Gewässers bedeckt. Dort musste der Hanf 6 bis 8, bei kühlem Wetter auch 10 Tage liegen, dass sich die Fasern vom Stengel lösten. Beim Herausholen war das Wasser oft schon sehr kühl. Die Männer arbeiteten in Socken und Holzklumpen. Die triefenden Hanfbündel wurden zeltartig aufgelockert zum Trocknen aufgestellt. Eine schönere Arbeit war die Traubenlese in den letzten Septemberwochen. Die letzte große Arbeit war die Maisernte. Der Kukuruz wurde mit Bast gebrochen und heim gefahren. An den folgenden Abenden wurde bis 10 Uhr bei Petroleumlicht, ab 1935 etwa bei elektrischem Licht, das Bast vom Kolben abgeschält. Das waren schöne Herbstabende beim Kukuruzschälen mit Verwandten und Leuten aus der Nachbarschaft, die mithalfen, weil sie Bast brauchten oder weil sie dieses Beisammensein in fröhlicher Runde liebten. Das Bast- und das Maislaub wurde auch als Kuhfutter verwendet, wovon der Milchsegen allerdings klein blieb. Im Spätherbst wurde der Winterweizen und die Wintergerste und auch Klee gesetzt. Dann ließ die Arbeit nach. Das Kukuruz-Laub wurde eingefahren. Mit der Winter Ackerung und gelegentlichen Mistfuhren hörte das Jahr des Bauern auf. Die Tage waren kurz, die Nächte lang. Nur das Vieh war zu versorgen, Stallarbeiten zu verrichten und Geräte herzurichten. Jetzt konnte der Bauer die Hände in den Schoß legen und ausruhen bis zum nächsten Frühjahr. Die Viehzucht war bei unseren Bauern schwach entwickelt. In den Höfen im Dorf gab es beim Bauern 2-3 Pferde, 2-3 Kühe, einige Kälber oder Rinder, einige Schweine, bis zu 50 Hühner, etwa 20 Gänse und Enten, ein oder zwei Hunde und Katzen. In manchen Höfen gab es Truthühner, Perlhühner und einen Taubenschlag. Auf dem Salasch gab es ebenfalls 2-3 Pferde, vor allem wegen des Mists, über ein Dutzend Rindvieher und noch viel Geflügel. Die Kühe gaben etwa 10-15 Liter Milch am Tag, die auch an Leute in der Nachbarschaft verkauft wurde. Als Arbeitstier diente das Pferd. Nur bei der Herrschaft wurden als Zugtiere das weiße ungarische Rind mit den weit ausragenden Hörnern, zu dem wir Ochse sagten, und der schwarze Büffel gehalten. Schafzucht betrieb im Dorf nur der Schwindl Josef. Die Herrschaft hatte Schafherden mit Hirten und einem Esel als Leithammel. Die Herrschaft betrieb auch Pferde- und Rinderzucht.

Zwischen den beiden Weltkriegen wurde vorwiegend Weizen angebaut, zu dem wir “Frucht” sagten. Die Körner wurden für Mehl und Brot für die Familie gebraucht, das Stroh zum Einstreuen beim Vieh. Der Hanf brachte den Bauern das Bargeld, denn vom Hanf musste nichts gegessen oder verfuttert werden. Der Hanf hatte auch immer einen guten Preis. Solange es keinen Donaudamm gegeben hatte, war im Ried genug Wasser zum Rösten des Hanfs, zum “Retzen”, wie man in Tscheb sagte. Damals kamen sogar Bauern aus Gajdobra ins Tscheber Ried, um da ihren Hanf zu rösten.

Nach dem Bau des Dammes 1913 wurde es schwieriger mit der Hanfrösterei. Unsere Bauern mussten in die Hanfwasser nach Glozan oder Palanka. Einige Bauern legten in ihrem Riedfeld Hanfwasser an. In den 20er Jahren wurden in Tscheb zwei Hanffabriken mit Kunströstanlagen errichtet. Dies gab dem Hanfbau noch mehr Auftrieb. Der Gutsherr Lazar Dundjerski hat mit der Anlage des ersten Hopfengartens 1890 in Tscheb den Hopfenbau eingeführt. Nach 1900 folgten ihm die Tscheber, allen voran Bellan und Oberndorfer. Damals wurde der Hopfen nach Saaz in Nordböhmen verkauft. Als sich nach dem Ersten Weltkrieg der Markt Amerika öffnete, stiegen die Hopfenpreise derart in die Höhe, das nicht nur die Bauern, sondern jeder der ein Stück Feld besaß, einen Hopfengarten anlegte. Nur wenige hatten Glück mit diesem Unternehmen. Die Anlage kostete viel Geld. Die langen Stützen mussten mit :: der Bahn von weit her angeliefert werden, der Draht war teuer. Das ganze Jahr über musste im Hopfengarten gearbeitet werden, Ernte gab er erst im dritten Jahr. Diese Ernte sollte dann gut verkauft werden. “Hopfen bauen ist leicht, Hopfen verkaufen ist schwer” hieß es bald. In jenen Jahren entstanden im Dorf auch mehrere große und kleinere Hopfendarren. Hopfen und Hanf und was nach dem Eigenbedarf an Mais und Weizen verblieb wurden verkauft. Als Aufkäufer für Firmen oder Genossenschaften waren einige Männer aus dem Dorf tätig und Leute aus anderen Gemeinden. Der aufgekaufte Hopfen wurde meist getrocknet nach Petrovac gefahren und dort an der Bahn verladen. Hanf wurde zum großen Teil im Dorf an die Hanffabriken oder an die Firma Haditsch, zum Teil aber auch nach auswärts, verkauft. Mais und Getreide wurden vorwiegend an Schleppkähne an der Donau oder an die Bahn nach Palanka oder Petrovac gefahren oder verfrachtet. Als Futtermittel hauptsächlich für den Eigenbedarf: wurden außer Mais noch Klee, Wicken, Linsen, Moheu und Rüben angebaut. Die Bauern hatten auch einen Weingarten, wie viele andere Dorfbewohner auch. Obwohl der Tabakanbau für das Dorf von Bedeutung war, spielte er beim Bauern kaum eine Rolle. Einige Bauern vergaben Feld um die Hälfte des Ertrages und stellten bei Bedarf das Fuhrwerk zur Verfügung. Der Tabakanbau stand unter strenger staatlicher Aufsicht. (Franz Ernst (+) im 9. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1980)


Die Hanffabrik

Im Sommer 1921 ließ Dr. G. Dundjerski eine moderne Hanffabrik erbauen. Diese wurde zunächst in der Form einer Aktiengesellschaft gegründet, an der der Großgrundbesitzer, mehrere Tscheber Bauern und Dr. Dembitz aus Palanka beteiligt waren.Direktor der Fabrik war der eigentliche Initiator und Planer derselben, Josef Rennert, der vorher als Buchhalter bei der Firma Matthias Bellan arbeitete. Die AG löste sich aber bald auf, Alleininhaber wurde Dr. Dundjerski. Angeliefert wurde die Hanffabrik mit Rohstängelhanf von einigen Tscheber Bauern und aus der eigenen Landwirtschaft des Besitzers, später nur noch aus dessen Landwirtschaft.

Die Fabrik verfügte über ein eigenes gutes Hanfwasser, Dieses befand sich unterhalb der Fabrik in unmittelbarer Nähe . Es war der Rohrgraben, der wie aus einer Quelle aus 20 Meter Tiefe gespeist wurde und gutes, weiches Wasser hatte. Der Großgrundbesitzer hatte immer eine der besten Hanfqualitäten. Viele Händler und „Hanfmacher“ kamen, angelockt durch die gute Qualität des Hanfes, nach Tscheb.


Die Donaumüller

Die Tscheber Donaumüller fuhren mit dem Kahn das Mehl aus der Mühle. Die Mühle stand auf dem Donaustrom, dort wo das Wasser die stärkste Strömung hatte. Mitunter standen bis zu zehn Mühlen im Abstand von 150 Metern auf dem Donaustrom. Die Antriebskraft wurde durch die Strömung mittels eines großen Wasserrades erzeugt. Während der Wintermonate wurden die Mühlen wegen Treibeis Gefahr in einen Winterhafen gebracht. Das Wasser erreichte während dieser Zeit seinen Tiefstand, sodass die Mühlen dann manchmal trocken standen. Bei dieser Gelegenheit wurden sie gleich instand gesetzt und produktionsfähig gemacht. Es geschah auch mal, dass der Winter sehr streng war und das Eis so stark wurde, dass Mühlen, die nicht richtig abgesichert waren, zerquetscht wurden. Es gab dann eine Niederlage (Verlust) für den Mühlen-Besitzer. Waren es mehrere Besitzer – wie es oft der Fall war – so war der Schaden für den Einzelnen nicht so groß. Es gab auch Tote durch ertrinken. Der Müller Welsch und seine Frau sind beim Mehl Transport ertrunken. Josef Weiß ist – wie einige andere Tscheber Donaumüller, deren Namen mir nicht bekannt sind – auch in der Donau ertrunken. (Josef Seider (+) im 24. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1995)


Das Fassbinder-Handwerk

“Handwerk hat goldenen Boden”. Beim Fassbinden hat sich dieser Spruch bewahrheitet Den Fassboden einbauen grenzt an wahre Kunst. Dazu ein weiterer Spruch vom Fassbinder: “Bei mir missts ganz zsammgehn, waascht, sunscht is des Fass nett dicht und es rinnt, gleich was du reinschitte duuscht und drinne is, ob Wasser, Wein oder Schnaps”. Zu Hause bei uns in Tscheb waren die Fassbinderarbeiten noch Handarbeiten. Unsere Fassbinder suchten und kauften sich das geeignete Fassbinderholz selber ein, speziell Eichen- oder Akazienholz. Akazienholz gab es im Dorf genug, Eichenholz besorgte man sich von der Sremer-Seite von über der Donau her. Man muss sich zeitlich weit zurückversetzen, mehr als 50 Jahre (Artikel wurde im Jahre 1993 geschrieben!) und noch weiter zurück. Man hat die Baumstämme selbst gespalten und grob zugerichtet. Die Dauben (Seitenbretter eines Fasses) noch mit der Hand aus dem groben Planken (Bohlen) herausgehackt. Das Tor führte mich in einen sauberen großen Hof. Unzählige Reifen in verschiedenen Größen stehen fein säuberlich geordnet an einem Hofgestell im Schatten. Daneben Feuerkörbe. Noch ein paar Schritte über Stufen, weiter den breiten Gang mit schönem Brüstungsmauerwerk stehen wir mitten in der großen, weiten Werkstatt. Von zwei Seiten große Glasfenster, die Eingangstür hat zwei sehr breite Torflügel, mehr als zwei Meter breit und zwei Meter hoch mit Oberlichtfenster. Auf meine Frage: Warum eine so große Türöffnung”?: “Ja, so kann man hier in der Werkstatt größere Fässer zusammenbauen, man hat alle notwendigen Werkzeuge und Vorrichtungen bei der Hand”. Lunova Stefan-Vetter, unser Nachbar, kam mir mit freundlich leuchtenden Augen entgegen. Große Hände und Lederschurz und mit einem Lächeln im Gesicht. Stefan-Vetter war gerne Fassbinder und mit Leib und Seele dabei. Er erlernte das Fassbinderhandwerk noch während des ersten Weltkrieges und gleich danach bei seinem Vater, der auch ein bekannter Fassbinder in Tscheb war. Man war das ganze Jahr beschäftigt. Im Laufe des Jahres, mehr in den Sommermonaten mit den Reparaturarbeiten, Neuanfertigungen von Fässern nur nach Bestellung durch unsere Weinbauern. Es waren alles Maßarbeiten nach den Wünschen der Bauern. In Tscheb galt damals und war im Gebrauch das sogenannte “Emer-Maß”. Ein Emer war 56 Liter Hohlraum. Für das Zu- und Herrichten der Dauben hatte der Fassbinder sich eigene Muster angefertigt und so konnte er sich mit dem vorhandenen Fassbinderholz und den gewünschten Fassgrößen anpassen. Mit bedächtigem Ernst erzählte mir Stefan-Vetter und zeigte mir anschaulich, und ich durfte mithelfen beim Zusammensetzen und Herstellen eines neuen Fasses. Der Vorgang des Fassbindens: Wichtig ist Wasser und Feuer, Flacheisen – die Stahleisen sind geschmiedet -, die seitlich fein gehobelten Dauben, in der Mitte “im Bauch” breiter als an den Enden, stehen in einer Reihe bereit. Der Fasszug (Seilzug), Schraubenzwingen und das notwendige Werkzeug sind griffbereit. Mit den Schraubzwingen werden die Dauben nun am ersten Reifen befestigt bis der Kreis ganz geschlossen ist. Ein zweiter und mehrere Reifen, je nach Größe und Bedarf des Fasses werden von oben her aufgezogen und aufgetrieben. Man verwendet dazu die am Lager vorhandenen Standard-Reifen. Und nun kommt die eigentliche Kunst des Fassbindens: Die schon zusammengezwängte Seite wird nun über den Feuerkorb gestülpt. Und während ein kleines Feuer aus Hartholzabfällen das Fass von innen erhitzt und erwärmt, wird das Fass nun von außen mit Waser leicht benetzt (mit Wasser bespritzen). Das Holz, die Dauben quillen auf und werden biegsam. Und nun können so die Dauben mit Fasszug (Seilzug) langsam zusammengezogen werden. Das Fass nimmt seine vorgegebene Form an. Nach Abnahme des Fasszuges werden dann die notwendigen nächsten Reifen aufgezogen und mit wuchtigen Hammerschlägen aufgetrieben (diese Hammerschläge waren angenehm zu hören). Es wird nun weiter fest geheizt, die Dauben (alles Holz) dampfen und zischen in der Hitze und bekommen ihre beständige Form. Das Nachfeuern (Ausfeuern von innen) ist sehr wichtig für die Qualität bei der Herstellung jedes neuen Fasses. Nach Abkühlen des Fasses werden die Dauben gerade geschnitten und eben (glatt) gehobelt und nachher die Nut für die Böden eingefräst. Dazu gab es einen eigens verstellbaren Fräshobel. Vor dem Einsetzen der beiden Böden werden die äußeren Seiten des Fasses abgenommen, damit es sich dehnen kann und die Böden von innen her hineingedrückt werden können. Damit die Böden dicht sind, wird die Nut sorgfältig mit Schilf ausgelegt. In einer selbst angefertigten, riesigen, großen Drehbank wird das runde Fass gleichmäßig abgedreht und gleichmäßig geschliffen. Nach diesen Arbeiten werden dann seine endgültigen Reifen vom Fassbinder selbst geschmiedet und genietet, aufgezogen und aufgetrieben. Ganz zu guter Letzt wird dann in einem der Fassböden ein Spundloch gebohrt. In unserer Heimatgemeinde Tscheb hat man gesundes, gutes Akazien- und Eichenholz genügend zur Verfügung gehabt und verwendet. Und “Aufs Haar genau gearbeitet”. Es gab sehr viele Fässer, die waren noch bei unserer Zeit schon über hundert Jahre alt und an vielen Fässern waren Jahreszahl der Herstellung des Fasses, der Name des Fassbinders und der Name des Fasseigentümers eingekerbt. Zur allgemeinen Bemerkung: Der allgemeine Fortschritt und der Wohlstand brachten es mit sich, und die moderne Konkurrenz wurde immer stärker: Die guten Holzfässer mussten Behältern aus Edelstahl, Kunststoff, Glas und sogar Beton weichen. Aber die heutigen modernen Weinbauern, Winzer vom Fach, lassen ihre Trauben (Traubenmost) wieder wie in früheren, vergangenen Jahren (Jahrhunderten) in Holzfässern aus Eichen- und Akazienholz zum edlen Tropfen reifen. (Stefan Ferger im 22. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1993)


Peter Majer vor seinem Kolonialwarengeschäft in der Mittelgasse. Dort gab es Stoffe und Lebensmittel.

Die Maler

Wann die Malerei in Tscheb angefangen hat, wissen wir nicht. Der Maler war kein typischer Dorfhandwerker. Früher wurden die Häuser und die Zimmer von den Frauen gewei?elt (Anm.d.Red.: weißen = lt. DUDEN weiß färben, tünchen), das geschah auch noch in unseren letzten Tscheber Jahren. Die Maler in Tscheb konnte man an einer Hand abzählen. Soweit wir uns zurück erinnern können, war der Schurl unser Maler in Tscheb. Er ist Anfang der 20er Jahre aus unserem Dorf weggezogen. Nach dem Ersten Weltkrieg kam der Plenta Mischa als Maler zu uns. Er stammte aus der Slowakei, kam als Kriegsgefangener nach Neusatz, wo er seine Tscheber Frau kennen lernte. Der Gari Heinrich war noch beim Schurl Lehrling. Später hat er beim Maler Preiner in Palanka als Geselle gearbeitet. Dort ging auch Josef Hubert von 1924 – 1927 in die Lehre. Danach hat er als Geselle in Petrovac, Neusatz, Belgrad, Agram und Slavonski Brod gearbeitet. Um 1930 haben Gari und Plenta in Tscheb als Compagnon begonnen. Der Gari Heinrich starb 1935. Die Malerei-Companie lief danach unter dem Namen Plenta-Hubert. In dieser Malerei haben der Pekar Josef und der Kühn Niklos von 1936 bis 1939 das Handwerk gelernt. Zu den drei Lehrjahren gehörte die Lehrlingsschule Mittwochabends und Sonntagnachmittags. Der Niklos hat als Geselle beim Neusatzer Maler Lazic in Begec und Neusatz gearbeitet. Auch der Seider Adam hat Maler gelernt, allerdings Kirchenmaler bei Leicht in Bestovac. Die Slavinjak Nanni war oft als Malerin im Dorf tätig. Anm. lt.Info b.d. Red. von anderer Stelle: Dies war aus verständlichen Gründen den Malern, also Handwerkern, ein Dorn im Auge, da sie letztlich ihnen die Aufträge wegnahm. Sie muss wohl ziemlich erfolgreich gearbeitet haben, insbesondere hatte sie eine bestimmte Technik oder Muster, die sie besonders schön auftragen konnte. Es war anhand der Muster immer schnell erkennbar – vermutlich an den Bordüren – dass die Malerei von der Slavinjak Nanni durchgeführt worden war. Die Ausrüstung der Maler: Bei Deckenmalerei gehörte dazu eine Mütze aus Papier, das “Papierschiffel”, sonst Linierpinsel, Bürsten, Lineale, Schnallschnur, Tontopf, Eimer, Schablonen, Farben und Spachtel. Die ganze Ausrüstung wurde oft mit dem Bizikel (Fahrrad) oder auf der Schulter zur Arbeitsstelle gebracht. Die Staffeleien waren Spreizleitern aus Holz, die nach Anzahl der Sprossen “Vierer-, Fünfer-, Sechser- oder Siebenerleiter” genannt wurden. Der Maler konnte oben auf der Leiter stehend im Zimmer laufen, in größeren Schritten seitwärts, in kleineren Schritten auch vor- oder rückwärts. Mit den 2-3 feineren oder dickeren Linienpinseln wurden Striche gezogen. Der Tontopf – ein Milchtopf – wurde mit einem Stück Schnur um den Bauch gebunden. Mit der Farbe im Topf wurden die Linien gezogen. Die großen Flächen wurden mit den runden Bürsten bestrichen. Schablonen – Muster wurden sie genannt – aus dickem kräftigem Papier gab es für die Eckstücke, Mittelstücke mit Wandkanten, runde für Rosetten in Deckenmitte, große Muster mit kleinen Löchern in den Ecken als Ansatzpunkte, schmale Muster für die Begrenzungen. In den letzten Jahren wurden den Kunden Musterbücher mit Abbildungen von Zimmer-bemalungen vorgelegt, wonach sie auswählen konnten, wie ihre Zimmer bemalt werden sollten. Die Farben: Stritzel (klare Farbe für Voranstrich), Kaolin (Spezialfarbe, die zur Isolsierung benutzt wurde), Zinkweiß, Signalrot, Englisch rot und Ultra blau konnten in den Geschäften in Tscheb besorgt werden. Sie Schablonen gab es von einem Händler. Die Malerei im Dorf war eine Art Saisonberuf. Die Arbeiten begannen im Frühjahr und endeten im Herbst. Im Winter wurde mal ein Zimmerofen oder ein Zimmersockel bemalt. Die Hauptarbeit bestand im Ausmalen von Zimmern und Küchen, aber auch Gänge mit Brustmauern und Hausgiebel wurden bemalt. Zuerst wurden die Decke und die Wände mit Seifenwasser eingestrichen. Nach dem Abtrocknen wurde die gewünschte Grundfarbe aufgetragen. Die Schnallschnur, einen mit Farbe eingelassenen Faden, wurde an beiden Enden auf die Wand gedrückt, wie eine Saite weggezogen und losgelassen, so dass sie aufschlug und eine gerade Linie hinterließ. Mit verschiedenen Farben wurden die auf die Wand oder Decke aufgelegten Schablonen bestrichen, wodurch die gewünschten mehrfarbigen Muster entstanden. In Küchen waren es üblicherweise ein, zwei Muster, in den übrigen Zimmern zwei bis sechs. Das Ausmalen einer Küche dauerte etwa einen Tag, für ein Zimmer wurden zwei Tage benötigt. Die Räume wurden je nach Benutzung nach 4 – 5 Jahren erneut ausgemalt. Nur die Extrazimmer erst in 8 bis 10 Jahren; sie wurden ja auch nicht benutzt. Als die Elektrifizierung auch in Tscheb um sich griff, bekamen die Maler mehr zu tun. Durch die Leitungsverlegungen wurde erneutes Ausmalen von Gängen und Räumen erforderlich. Die Kirche wurde auch im Jahre 1936 mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet. Danach durften die Maler auch in der Kirche malen. Im Jahre 1938 wurde unsere Kirche von der Brestovacer Kirchenmalerei leicht neu ausgemalt. Der Seider Adam war als Lehrling natürlich dabei, aber auch die Tscheber Maler durften mitarbeiten. Abschließend noch eine Notiz, die bei allen Handwerkern Existenz entscheidend ist: Die Kosten. Für das Ausmalen einer Küche bekamen die Maler 60 – 80 Dinar, für ein Zimmer je nach Größe und Musterauswahl 100 – 300 Dinar je Stunde (ein Taglöhner bekam damals etwa 15 Dinar für einen Tag Arbeit). (Josef Hubert und Niklos Kühn im 18. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1989)


Das Schusterhandwerk

Im November 1977 konnte ich in bester Gesundheit mein 50jähriges Schumacher-Jubiläum begehen. Bei dieser Gelegenheit erinnerte ich mich auch an die alte Heimat Tscheb und die vielen Schuhmacher unserer Gemeinde. Ich war ja damals einer der jüngeren, aber heute bin ich wahrscheinlich schon einer der ältesten und vielleicht der einzige, der noch in seinem Beuf tätig ist. Deshalb möchte ich kurz meinen Lebenlauf schildern: Ich wurde am 19.04.1915 als zweitältester Sohn der Eheleute Josef und Anna Popp in Tscheb geboren. Von Herbst 1921 bis Sommer 1927 besuchte ich die 6klassige Volksschule und wurde in dieser Zeit von 7 Lehrkräften unterrichtet, und zwar von Lehrerin Frieda Mayer, Lehrer Mayer, Lehrer Ottmann, einem serbischen Lehrer, Lehrer Dillinger, Lehrer Gabs und Lehrer Hamann. Der Religionsunterricht wurde von Pfarrer Dr. Ignaz Resch erteilt, mit ihm durften wir Ministranten auch öfter an die Donau zum Baden. Später hatten wir noch Kaplan Eichinger und zuletzt Pfarrer Nußpl. Im November 1927 begann ich meine 4jährige Schuhmacherlehre bei meinem Onkel, Schuhmachermeister Josef Grof in Palanka. Nach Abschluss der Lehre arbeitete ich bei mehreren Meistern und in mehreren Städten und zwar in Neusatz, Vukovar, Osijek und Zagreb, bis ich dann im Frühjahr 1937 zur Ableistung des 18monatigen Militärdienstes eingezogen wurde. Im Januar 1939 heiratete ich meine jetzige Frau Anna Tuha (Tuha-Nantschi). 1940 gingen wir nach Deutschlandund arbeiteten in Walsrode und später in Ulm in Lederverarbeitungsbetrieben. 1944 musste ich dann mit vier weiteren Kameraden (Jaks Heinrich, Helm Hans, Stutz Andreas und Ratze-Bato) in den Krieg. Nach Kriegsende wurde ich mit zwei leichten Verwundungen entlassen und konnte auch bald bei Bad Tölz meine Frau mit Schwiegermutter sowie Fam. Gari und Familie Groh treffen – mein Schwiegervater war noch in Kriegsgefangenschaft. Von Bad Tölz kamen wir nach München in ein Lager und von da wurden wir aufs Land verteilt und kamen hierher nach Aresing bei Schrobenhausen, wo ich mich schon kurz danach selbständig machte. Im Jahre 1958 kauften wir in der Ortsmitte ein Bauernhaus und eröffneten ein Schuhgeschäft, das ich auch heute noch mit meiner Frau führe und nebenbei Reparaturen mache.

Nun möchte ich aber die vielen Tscheber Schuster, soweit ich sie noch in Erinnerung habe, aufzählen: Gillich-Schuster, Jaks-Schuster mit seinen 3 Söhnen Adam, Heinrich und Josef, Dennert-Schuster, Willi-Schuster, Mayer-Schuster sen., Mayer-Schuster mit seinem Sohn, Fischer-Schuster, Schaninger-Schuster, Allendörfer, Tuha Franz, Popp Josef, Popp Sebastian, Balger Josef und Balger Nikolaus, Ferger-Schuster, Krämer Hans, Morch Juri, Moritz Peter, Hubert Adam, Schrenk Stefan, Zernberger Nikolaus, Becker Josef und Hubert Franz und Teer-Schuster. Das sind 29 an der Zahl, da kann man sehen, wie beliebt dieses Handwerk war – und heute vom Aussterben bedroht ist. Ja, die Zeiten, wo man noch mit Holznägeln genagelt hat, sind endgültig vorbei. (Sebastian Popp im 7. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1978)


Ziegelei Josef Erni

Richtfest bei der Ring-Ofen-Ziegelei Josef Erni 1924/26. Auf dem Bind sind zu sehen, jene die Ringofen finanzierten, planten und bauten. Einige Anwesende: Trenz Josef, Allendörfer Theresia, Haditsch Frenzi, Isemann Franz, Jantschenitsch Anna, L. Beck Andreas, Bittermanns Lissi, Wenzl Franz, Jäger-Stevo u. Ljubinka, Haditsch Eva u. Franz, Beck Hans,Maurer, Tillinger Niklos, Suhaneck Toni,Fischer, Morsch Juri, Scherl Juri, Zimmermann, Erni Josef und Frau Anna, Prohert Magdalena, Trenz Schmied, Franz u. Andreas Haditsch, Tillinger Lispesl. Bei diesem Anlass kochte der Suhaneck Toni Fischpaprikasch.

Das Zimmermann Handwerk

Mein Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und in der Reihenfolge der Aufzählung, die dem Alter nach erfolgt, können sich Fehler eingeschlichen haben. Ich bitte vorneweg um Nachsicht. Die ältesten Zimmerleute waren Franz Abel und Hans Abel. Der Tscheber Volksmund nannte sie Schuster-Abl-Franz und Schuster-Abl-Hans. Der Schuster Abl-Hans war ein Mann von kräftigem Bau. Man sagte ihm nach, das er ein ganzes “Schulterblättl” einer Sau beim Frühstück am Bau verzehrte …
In den Jahren 1914-1916 war er ein alter, beleibter Mann geworden. Er ging jeden Morgen zur heiligen Messe. Wegen seiner Beleibtheit hatte er manchmal Atemnot, weshalb wir Ministranten ihm dann tatsächlich nachsagten, “er schnarcht schon wieder”. Die weiteren Männer, die in dieser Branche arbeiteten, waren: Adam Specht; Franz Ferger und dessen Söhne Franz, Michael, Nikolaus und Hans Ferger. Die Fergers waren zugleich auch Maurer und übernahmen daher auch die Maurerareiten. Jakob Hauschberger sen. und dessen Söhne Michael, Josef und Jakob Hauschberger; Georg Scherl alt und dessen Sohn Michael Scherl; Heinrich Gari und Sohn Franz Gari; Johann Gruber und Sohn Peter Gruber; Josef Karcher und Söhne Peter, Nikolaus und Josef Karcher; Ignaz Menges und Sohn Franz Menges; Josef Fahr und Sohn Kaspar Fahr; Johann Schmidt; Johann Balger und Sohn Hans Balger: Stefan Scherer; Matthias Brenner; Michael Fahr; Jani Zarnotzki; Andreas Beck, Anton Schwindel; Franz Wenzel “Frenk”; Josef Gerg; Josef Balger; Johann Speckert; Jakob Hoffmann, Franz Nachbar; Franz Isemann; Franz Wenzel II; Michael Marx; Josef Abel, Josef Reith; Stefan Ferger und Nikolaus Baumstark. Die Gründe, warum so viele das Zimmerhandwerk erlernten, waren verschieden. Bis zum ersten Weltkrieg wurde das Bauholz nur in Rundstamm gekauft und geliefert. So musste dies beim Bauherren von den Zimmermännern vierkantig gezimmert werden. Das aber war viel Arbeit. Hatte ein Zimmermann Meister zwei Bauten, so wurde schon im Spätwinter mit dem Zimmern begonnen, damit er dann im Frühjahr, wenn die Maurer mit dem Bau begonnen hatten, auch mit seiner Arbeit soweit voran war. Die Torpfosten wie auch die Gartenzaun Pfosten wurden ebenfalls von den Zimmerleuten vierkantig gezimmert. Wenn ein Zimmermann-Meister 1 – 2 Bauten hatte, gab es für ihn und 2 – 3 Gesellen den ganzen Sommer genug zu tun. Von 1890 bis um die Jahrhundertwende wurde in Beocin mit dem Bau der Zementfabrik begonnen. Dieselbe wurde dann später immer wieder vergrößert. Zimmerleute und Maurer aus der ganzen Umgebung, aus Tscheb, Palanka, Bulkes und Futog fanden daselbst Arbeit in reichem Maße und für mehrere Jahre. Fahrgelegenheit gab es damals keine. Also wurde der Weg mit Schusters Rappen von Tscheb bis Futog zurückgelegt, von wo es dann mit der Fähre ans andere Ufer ging. Alle 14 Tage war Zahltag und somit auch alle 14 Tage einmal nach Hause zur Familie mit dem Zahltag.Welch große Gebäude hier erstellt wurden, ist daraus zu schließen, dass mein Schwiegervater Johann Gruber und sein Arbeitskamerad Heinrich Gari 3 Monate lang jeden Tag 12 Paar Sparren abgebunden haben. Bei dieser Gelegenheit erzählte er auch folgende Begebenheit: Die Zimmerleute und Maurer rauchten zur damaligen Zeit größtenteils die Pfeife. Dabei konnte die Arbeit ohne Unterbrechung fortgesetzt werden, denn das Husten gabs in der damaligen Zeit nicht. So saat (sagte) der Bulkeser Jakob zu seinem älteren Arbeitskollegen: “Vetr Jergl, jetzt wirds artlich (ordentlich) angaracht!” Er setzte sich dabei gemütlich hin, stopfte sich die . Pfeife und rauchte sitzend weiter. Nicht gemerkt hatte er, dass der Polier ihn dabei beobachtete. Bei der folgenden Abrechnung fehlten dem Jakob rund 3 Kronen von seinem wohlverdienten Arbeitslohn. Voller Aufregung eilte er zum Verwalter und beschwerte sich. Doch dieser entgegenete ihm ironisch: “Jakob, die Abrechnung stimmt – Vetr Jergl, jetzt wird artlich angaracht!” Vor dem ersten Weltkrieg – und noch mehr nach demselben – gingen viele Zimmerleute nach Bosnien und fanden dort eine gute Anstellung. So waren dort als Poliere beschäftigt: Johann Scherl, Jakob Hauschberger, Ignaz Menges, Georg Scherl, Josef Fahr und Franz Menges. Mit ihnen zog im Frühjahr jeweils eine ganze Gruppe mit in die Arbeit. Zumeist um dieselbe Zeit, nach Josefi, dem Schutzpatron der Zimmerleute”, gings ab. Für die “Herrekerweih”, den 15. August, gabs einen kurzen Heimaturlaub, dann noch einmal zurück bis kurz vor Weihnachten. Den Winter über waren die Zimmerleute zuhause. Während dieser Zeit nahmen sie jede Arbeit, die sich in der Heimat bot, an. So z.B. im Walde oder auf der Insel Holz zu fällen oder wenn das Eis auf der Donau oder in deren Nebengewässer dick genug war, Eis zu hacken und dieses in die Eisgruben der Wirte oder der Herrschaft mit dem Pferdeschlitten zu transportieren. Nach dem Jahre 1930 ging es mit den Zimmerarbeiten sehr zurück. Dies hatte zur Folge, dass viele Zimmermänner auf einen anderen Beruf überwechselten. So z.B. wurde Valtentin Scherl Röstmeister, ebenso auch Franz Wenzel, Jani Sarnotzki nahm eine Hausmeisterstelle in Sarajevo an, Anto Schwindl wurde Sodawassererzeuger, Josef Gerg, Johann Speckert und Josef Reith wurden Seiler. Auch ich selbst wechselte auf das Seilerhandwerk und übernahm von meinem Vater die Seilerei und baute dazu noch eine Hechlerei auf. Im Jahre 1944 waren dann nur noch selbständige Zimmerleute: Georg Scherl, Johann Balger, Franz Gari, Nikolaus Karcher, Peter Gruber. Hierzu ist auch Stefan Ferger zu zählen, der jedoch meist auswärts arbeitete. (Franz Nachbar im 7. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1978)


Sailerei Haditsch


Die Tscheber Bierfabrik“

Nachdem das „Dundjerski-Bier“ immer größeren Absatz fand, modernisierte Dr. Gedeon Dundjerski im Jahre 1920 die von seinem Vater 1894 erbaute „Bierfabrik“. 1928 – 1929 ließ er sie um das Doppelte erweitern. Anfangs wurden 80 Hektoliter Bier gebraut, jetzt waren es 200. Die Innenräume der alten Brauerei waren im römischen Stil erbaut, d.h. große gewölbte, mit Ziegeln errichtete Räume. Diese wurden in moderner Bauweise durch Betondecken ersetzt, wobei die Außenwände und das Dach unverändert geblieben sind. Den Plan dazu fertigte der deutschstämmige Architekt Filipp Schmidt aus Neuverbas.


Bauhandwerk in Tscheb

Tscheb liegt auf einer sanften Anhöhe, eingebettet inmitten einer idyllischen Landschaft von weiten Feldern, Hopfen- und Weingärten umgeben. Bekanntlich eine Privatsiedlung. Dadurch waren unsere Ansiedler von Anfang an mehr auf sich selbst angewiesen und mussten so ihren Kolonistengeist unter Beweis stellen. Unser Heimatdorf war eine großzügig angelegte Gemeinde mit breiten Straßen, durchzogen mit Gräben für den Wasserabfluss, beiderseits mit Bäumen bepflanzt (Nutzholz, zum Großteil Maulbeer- und Akazienbäume) und hatte eine zauberhafte, funktionsgerechte und harmonische Anlage. Die Vision eines menschlichen Dorfes, in dem Kinder und Greise würdig zusammenleben konnten, bestimmt von kulturpolitischen Richtungen mit Kulturgut im Ortsbild. Man muss öffentliche Bauten – Kirche, Schule, Gemeindehaus – herausholen, und ich will hier von alten, schönen Bauernhäusern und natürlich auch von den kleinen Häusern berichten. Unsere Ahnen waren ja alles in einer Person, so Bauer, Eigentümer, Bauherr und Handwerker. Für den Hausbau kamen bodenständige Baumaterialien wie Lehm, Holz, Schilfrohr und spezielles Stroh zur Verwendung. Früher sagte man “das Handwerk hat goldenen Boden” und das zu Recht. Gerade in Tscheb, besonders im Bauhandwerk – wie Maurer, Zimmerer, Spengler, Tischler, Maler und auch Schmiede. Noch heute, nach vielen Jahrzehnten – dazwischen liegen zwei große Kriege – muss man unseren Bauhanderkern volle Anerkennung für ihr Können und ihren Fleiß zollen. Denn unsere zum Teil aus Erde und Lehm gestampften Häuser haben vielen Einflüssen standgehalten, sie stehen heute noch. Solide Handwerksarbeit dokumentiert die Entwicklungsphase des gesamten Baugeschehens bis zum Kriegsausbruch 1914 und weiter von 1919 bis zu unserer Vertreibung. Harmonie und Gleichklang finden wir an allen unseren Häusern. Da standen sie und stehen sie zum Teil auch jetzt noch friedlich nebeneinander, ohne zu stören und selbstverständlich zur Einheit gebunden. Beachtung finden und verdienen die vielen alten Bauernhäuser in der Mittel- und Bauerngasse, gebaut noch weit vor der Jahrhundertwende in ihrem schönen Barockstil, sowie die Gestaltung der Giebelansichten (Gassenfront) mit Klinkerziegeln um 1900-1910. Mit dem Bauhandwerk waren viele Familien verbunden. Man konnte leicht feststellen, welcher Maurer oder Zimmermann oder Tischler die jeweiligen Arbeiten durchgeführt hat, u.a. Maurer: Istvan, Maier, Schwindel, Jancenic und Ferger und Zimmerleute: Fahr, Gruber, Scherl, Karcher und viele andere. Viele Buben strebten an, nach der Schulentlassung mit dem Einvernehmen ihrer Eltern das Maurer- oder Zimmermannshandwerk zu erlernen, da die Lehrlinge in ihrer Lehrzeit für ihre Arbeitsleistung entlohnt wurden, was in verschiedenen anderen Berufen leider nicht der Fall war. Bald nach dem ersten Weltkrieg entstand eine rege Bautätigkeit. Es entstanden viele schöne, neue Bauern- und Geschäftshäuser – die alten Häuser wurden saniert und vergrößert – aber auch schmucke Einfamilienhäuser. Ich habe die feste Überzeugung, dass der Kolonistengeist unserer Urahnen und Ahnen auch von den jetzigen Bewohnern und Siedlern in unserer Heimatgemeinde übernommen wurde.
(Stefan Ferger im 8. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1979)


Schmieder in Tscheb

In unserem Dorf gab es fünf Schmiede-Werkstätten. Die Schmiedemeister und Besitzer dieser Werkstätten waren Josef Ernst, Jakob Isl, Franz Lotspeich, Josef Schrenk und Josef Trentz. Vier dieser Werkstätten waren alteingeführt. Die jetzigen Besitzer hatten sie von ihren Vätern übernommen. Lediglich der Isl-Schmied, der beim alten Trenz-Schmied gelernt hatte, hat die Werkstatt neu errichtet. Am Rande des Dorfes lag das große Dundjerskische Gut mit 1.200 Joch Feld, Bierbrauerei, Spiritusbrennerei und Dampfmühle. Zu diesem Gut gehörte eine Schlosserei und eine Schmiedewerkstatt. Bis nach dem 1. Weltkrieg war dort ein Tscheche als Meister tätig. Danach wurde Josef Wenzler Meister. Außer ihm waren in der Herrschaftsschmiede Kohanez Istvan, der später nach Srbobran ging und Hans Zernberger beschäftigt. Gelernt haben dort Stefan Ernst, Adam Heizmann und Nikolaus Abel. Jedem Tscheber sind die Ambossklänge vertraut, mancher wurde davon in aller Herrgottsfrüh geweckt oder zu später Stunde in den Schlaf gesungen. Der Schmied musste sehr vielseitig sein. Die meisten in der Landwirtschaft gebrauchten Geräte mussten vom Schmied teilweise oder ganz gefertigt und häufig repariert werden: Eggen, Pflüge, Schlaufen und Wagenteile wie Reifen, Ringe und Achsen. Aber auch Nägel und Beile, Hanfmesser, eiserne Tore und Zäune, ja sogar Pumpbrunnen und Tabakmaschinen – allerdings ohne Wissen der Finanzer – wurden geschmiedet und viele Werkzeuge, die der Schmied bei seiner Arbeit brauchte, so die Handhämmer und Feuerzangen. Das ganze Jahr über musste er aber Hufe schmieden und Pferde beschlagen. Der Huf ist kein toter Gegenstand, da ist Leben drin, da musste man genau wissen, wie der Huf beschaffen ist, wie das Pferd läuft und welche Hufeisen es braucht. Beim Beschlagen musste sehr genau darauf geachtet werden, wie der Hufnagel anzusetzen ist, damit er nicht in die Hufzellen gerät, denn die sind schon von Blut durchtränkt. Oft war der Schmied Tierarzt in erster Not. Wenn ein Pferd in einen Nagel getreten war oder auf einen harten Gegenstand, sodass der Huf sich entzündet hatte, so musste der Schmied diese Stelle finden und behandeln, d.h. aufschneiden und das gestaute Blut oder die Vereiterung entfernen, die Wunde säubern und desinfizieren und mit einem Spezialhufeisen beschlagen. Jakob Isl hat sogar Hengste entmannt. Die Ausrüstung einer Schmiede bestand aus Ofen, Blasebalg, Amboss, Hämmer und Zangen. Es gab keine Elektroschweißgeräte oder Autogenschweißapparate, keine Schmirgelmaschinen. Der Stahl musste im Feuer zum Glühen gebracht werden, sodass er geformt und geschweißt werden konnte. Die Nachbehandlung wurde mit der Feile vorgenommen. Die Kunden der Schmiede waren vor allem die Bauern und die Lohnfahrer – die sogenannten Kirjäschler – unseres Dorfes. Aber in jedem Haus wurde mal dieses Stück oder jenes Gerät vom Schmied hergestellt oder repariert. Die Arbeit und die Arbeitszeit richtete sich nach der Jahreszeit. Im Frühjahr mussten täglich Pflugschare geschärft werden. Im Sommer zur Erntezeit war die meiste Arbeit. Die Wagen waren von früh bis spät unterwegs, die Hitze trocknete das Holz aus, die Wagen und Räder knirschten. An manchen Tagen mussten an vier oder fünf Wagen die Reifen und Ringe aufgezogen werden. War der Sommer vorbei, begann die Arbeit mit dem Hanf. Hanfmesser wurden abgerissen, der Schmied musste sie herrichten. Die Wagen wurden schwer mit Hanf beladen, der zum Rösten an die Hanfwasser gebracht werden musste. Manches Rad und manche Achse bogen sich oder brachen unter der Last. Der Schmied musste sie herrichten. Im Herbst wurden die Stoppelfelder umgeackert. An manchen Abenden hatte der Schmied 40 bis 50 Pflugschare zu schärfen. Inzwischen wurde der Hanf gebrochen. Da wurden zum Schmied die Dulfen gebracht, damit er Bänder an dem Dulfenkopf und an den Dulfenblättern anbrachte. Nun wurde die Arbeit ruhiger. Der Schmied hatte hin und wieder einen Schlitten zu reparieren oder er hat auf Vorrat gearbeitet, Hufeisen geschmiedet und Radnägel angefertigt. Das ganze Jahr über konnte man den Schmied unter dem Vordach antreffen mit großer Lederschürze in gebückter Haltung mit einem Bauern oder Knecht oder Kirjäschler, bemüht den Huf eines Pferdes zu beschlagen. Zum Schluss meines Berichtes möchte ich noch einige Zahlenangaben machen: Den Stahl und die Kohle haben die Schmieder aus Palanka von Michael Hag bezogen. Für den Doppelzentner Kohle mussten wir etwa 60 – 70 Dinar bezahlen. Das Einkommen der Schmiede war unterschiedlich. Ich schätze, es lag zwischen 10.000 und 20.000 Dinar im Jahr. Die bei der Herrschaft angestellten Schmieder hatten in den frühen Dreißiger Jahren einen Monatslohn von 600 Dinar, der sich später auf über 1.000 Dinar steigerte. Folgende Arbeitsentgelte sind mir noch in Erinnerung: Pferd beschlagen mit zwei alten Hufeisen 10 Dinar,
mit zwei neuen Sommerhufeisen 18 – 20 Dinar, mit zwei neuen Winterhufeisen 24 Dinar, Achsen stauchen und aufschweißen kostete 120 Dinar. Ein Pflug zum Maisdurchpflügen aus Eisen, Anfertigung und Material ergab 250 – 300 Dinar. Eine zweiteilige Egge wurde für 220 – 250 Dinar geschmiedet, ohne Material. Eine Schlaufe (ohne Material) für 70 – 80 Dinar. Das Aufziehen eines alten Reifens kostete 8 – 10 Dinar. Ein neuer Reifen wurde für 18 – 22 Dinar aufgezogen, der Reifen selbst kostete 25 – 30 Dinar. Die neuen Stahlreifen hattten verschiedene Stärken. Bei uns in Tscheb hat man die Reifen Nr. 4, der war 30 mm breit und 15 mm dick, oder Nr. 5, der war 30 mm breit und 12 mm dick, verwendet. Wenn ich mich recht erinnere, so hat der Trentz-Schmied das schöne eiserne Tor im Friedhof einschließlich Material für 3.500 Dinar angefertigt (siehe hierzu auch Heimatbrief Nr. 36/2007 – Seite 12 – “Das schöne schmiedeeiserne Tscheber Friedhofstor” – Anmerkung der Redaktion). Für das Schärfen der Pflugschare hat der Bauer dem Schmied Weizen geliefert, und zwar 3 kg pro Joch. Der Kleinbauer oder Kirjäschler zahlte für das Schärfen einer Schar 2 Dinar. Das Brunnenbohren wurde nach der Tiefe der Bohrung berechnet. Die Brunnen mussten 12 bis 25 m tief gebohrt werden, bis auf den groben Flusssand, denn dort erst war das gute Wasser zu finden. Die Bohrung von 1 m kostete ohne Material 20 Dinar. Der Tag des Schmiedes in unserem Dorf begann oft um 3 oder 1/2 4 Uhr und endete erst um 10 oder 11 Uhr am Abend. Die Arbeit des Schmiedes war schwer und schmutzig, aber vielseitig und interessant. Ich war gerne Schmied in Tscheb. (Andreas Lotspeich im 5. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1976)


Die Donaufischer

Täglich, in den frühen Morgenstunden, gingen die Tscheber Fischer zur Donau an die Tscharda bei Tscheb. Es waren etwa 5-6 Männer, der Guld-Fischer, der Mayer- Fischer, der Trenz-Fischer u.a. Von dort fuhren sie mit ihren Zillen hinaus in ihr Fangrevier, meist Richtung Gloczan – Futok – Neusatz, und warfen ihre großen Wurfnetze aus. Mit viel Geschick konnten die (vorhandenen) Fische mit diesen Netzen sofort eingefangen werden. Gelang dies nicht auf Anhieb, musste der Versuch wiederholt werden, so lange bis genug Fische gefangen waren. Manchmal konnte das lange dauern. Bei den Reusen (Körbe zum Fischfang) musste man warten. Die wurden deshalb auch schon am Vortag gesteckt und am nächsten Morgen geleert. Am Freitagvormittag liefen die Frauen der Fischer (Fischweiwer) mit „Stokarren“ (Schubkarren) durch die Tscheber Gassen und boten die frischen Fische an, die ihre Männer am Morgen gefangen hatten. Auf einer Seite einer Gasse liefen sie rauf, auf der anderen runter und riefen dabei: „Fiiisch!, Fiiisch! Ribe, Ribe!“ In ihren Körben lagen frisch gefangene Karpfen, Weißfische, Hechte, Aale, „Gareisle“ usw. Nach den „Fiiisch-Rufen“ kamen die Tscheber Hausfrauen mit ihren Schüsseln und Geld aus den Häusern. Je nach Wunsch konnten die Fischerfrauen mit ihren mitgeführten Waagen Gewicht und Fischsorte abwiegen. Dann wurde in den Haushalten Fischpaprikasch (Fischgulasch) gekocht oder es gab ausgebackenen Fisch, oft Karpfen. Beim Durchschnittsbürger war in Tscheb am Freitag „Bohnentag“ (Bohne und Nudel), „narr die bessre Leit henn am Freidag Fisch gess, bloß an Karfreitag henn alli Leit Fisch gess“ so Hans Welsch. Und Katharina Meixner-Heilig weiter: Ebenso gab es an „Adam und Eva“ (24. Dezember) Fisch bei uns zu essen. und Milchbrot (einfacher Hefezopf). Es war nämlich auch ein Fasttag. Die Kinder haben tagsüber oft nur „Blatschguggruz“ (Popcorn) gegessen. Einmal in der Woche, am Donnerstagmorgen, boten die Fischer auf dem Piaz (Wochenmarkt) an der Kirche in Tscheb selbst ihre Fische an. In der Früh, ab 7.00 Uhr, konnte man dort an den Marktständen schon einkaufen. Die Slowaken kamen aus Gloczan und boten verschiedenes Gemüse, wie Spinat, Salat, Kartoffeln, Mohn, Nüsse, Wassermelonen, Zuckermelonen u.a.m. an. Aus Begec kamen die Serben mit Paprika, Kraut und allerlei aus Garten und Feld. Auch Haushaltswaren (Töpfe, Geschirr etc.) wurden feilgeboten. Die Tscheber Drechsler verkauften Kochlöffel, Nudelwalker, Nudelbretter, Kartoffelstampfer, Holzschlappen für den Stall und manches andere noch. Unter der Woche kam regelmäßig ein Fischhändler aus Neusatz mit einem motorgetriebenen Boot, an dem ein Kleinkahn hing, an die Donau bei Tscheb. In diesen Kahn, der an den Seiten Löcher hatte, durch die der ständige Wasserstrom Waser durchfließen ließ, kamen die Fische hinein, damit sie lebend blieben. Der Händler kaufte von allen Ortschaften die Fische auf, die nicht verkauft worden waren und transportierte sie auf diese Weise dann frisch zu seinen Kunden. Es waren die Wirtschaften und Hotels in der Stadt. Eine Redensart in Tscheb war: „In den Monaten, in denen ein ‚r‘ im Monatsnamen vorkommt, soll man Fische essen“, dann sind die Fische gut! Man aß nur frischen Fisch aus der Donau. Die Kühltruhe war noch nicht erfunden. Im Sommer, an der Müllerkerwei, dem Fest der Müller, die an den Donaumühlen Weizen mahlten, wurde an der Donau „Fischpaprikasch“ in hängenden Kesseln gekocht und viele Tscheber kamen dann dorthin zum Essen. Auch bei anderen Anlässen gingen die Tscheber gerne an die Donau, um das gute, von den Fischern zubereitete Fischpaprikasch zu genießen. Dafür wurden mindestens sieben Fischsorten verwendet. Die Fischer veranstalteten ihre Feste in eigener Regie an der Donau neben der Tscharda. Im Freien waren dort Tische und Bänke aufgestellt, auf die man sich setzte und es sich in geselliger Runde gutgehen ließ. Im Winter wurde auch gefischt. Dann mussten die Fischer in das Eis Löcher schlagen, in die sie kleinere Netze herabließen. Nach einer Zeit wurden diese mit den Fischen aus dem Wasser auf das Eis gezogen. Es war eine sehr gefährliche, oft lebensbedrohende Arbeit! (Elfriede Korol nach Erzählungen von Katharina Meixner-Heilig im41. Tscheber Heimatbrief / Dezember 2012)