In unserem Dorf gab es ein reges und reiches Vereinsleben!


Die Vereine entstanden in der Mehrzahl gegen Ende des vorigen Jahrhunderts. Ihre Wurzeln haben sie in alten Kongregationen der Kirche oder in mittelalterlichen Zünften. Sie entstanden aus Notwendigkeiten der dörflichen Gemeinschaft (Feuerwehr), aus wirtschaftlichen Zwängen (Vorschussverein, Leichenverein, Gewerbekorporation) aber auch aus kulturellen Bedürfnissen (Leseverein, Gesangsverein). Ich will aus meiner Erinnerung einiges über unsere Vereine hier festhalten. Vollständigkeit will ich nicht anstreben, damit aber anregen, dass andere Landsleute den Beitrag ergänzen. Die in den 1930er Jahren unglücklicherweise aufgekommene Politisierung und Parteienbildung will ich nicht behandeln (Anton Seider im 10. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1981)


Vorschussverein

Er war der älteste Verein im Dorf. Gegründet wurde er im Jahre 1883. Der erste Direktor war Michael Schnapper. Der Verein gab an seine Mitglieder Anteilbücher aus. Die Inhaber verpflichteten sich vier Jahre, an jedem Sonntag den festgelegten Betrag (5 oder 10 oder mehr Dinar) einzuzahlen, der in das Buch eingetragen wurde. Nach vier Jahren wurde die eingezahlte Summe mit Gewinn ausgezahlt. Jedem Mitglied stand es frei, so viele Bücher (Anteile) zu erwerben, wie es verkraften konnte. Anteile konnte man zu jedem Jahresbeginn aufnehmen. Kam ein Mitglied in Geldschwierigkeiten, konnte es seine Anteile mit Zins beleihen. Man konnte seine Anteile bei der Auszahlung im Verein nach dem Zinssatz einlegen. Der Verein hatte immer Betriebskapital. Dort konnte man immer Geld aufnehmen. Dazu brauchte man einen glaubwürdigen Bürgen, denn nach den Bestimmungen konnte Geld nur auf Sicherheit ausgeliehen werden. Der Verein hatte außer der Direktion einen Rechtsberater, das war Dr. Robert Bunda in Palanka. Der letzte Direktor war Johann Ernst, Maurer, der letzte Kassierer Johann Schmidt, Zimmermann. Die Einzahlungen erfolgten sonntags am Vormittag im Vereinszimmer beim Schmidt Juri.


Leichenverein

Der Leichenverein wurde auf Anregung des Tischlers Josef Schweighoffer im Jahre 1884 gegründet. Dieser Verein arbeitete nach dem Motto: “Einer für alle – alle für einen”. Die Requisiten des Vereins waren: Zwei schwarze Fahnen, eine Tragbahre, schwarze und weiße Schärpen und sechs Windlichter. Die eine schwarze Fahne wurde bei verstorbenen Mitgliedern dem Leichenzug vorangetragen. Fahnenträger war der Gevattermann, wie man bei uns sagte. Die vier Träger trugen schwarze Schärpen wenn der Verstorbene verheiratet war, bei Unverheirateten trugen sie weiße Schärpen. Die zweite schwarze Fahne wurde auf dem Kirchturm aufbewahrt. Dort wurde sie auch rausgehängt, wenn ein Vereinsmitglied starb. Dann wussten auch alle, dass demnächst der Vereinsdiener (der Totenvogel, wie er genannt wurde) kassieren kommen wird. Von den Beiträgen wurden die Begräbniskosten bezahlt, wofür eine bestimmte Summe festgesetzt war. Wurde dieser Betrag unterschritten, bekamen die Hinterbliebenen den Rest ausbezahlt. Wurde der Betrag überschritten, so mussten die Hinterbliebenen einspringen. Nach den Vorschriften des Vereins wurde ein einfacher Sarg, ein Grabkreuz, ein einfacher Übertahn, der Geistliche und der Kantor bezahlt. Mitglied konnte jeder werden, der 18 Jahre alt war. Die Requisiten konnten auch Nichtmitglieder gegen Entgeld benutzen. Starb ein Kind aus einer Mitgliederfamilie, so konnten die Requisiten unentgeldlich beansprucht werden. Zum Lobe der gutstehenden Bauern sei gesagt, dass viele des guten Zweckes wegen Mitglied waren. Vor dem 1. Weltkrieg war ein Mitglied nach 25 Jahren von weiteren Beitragszahlungen befreit. Von dem Bargeld des Vereins wurde im Krieg eine Kriegsanleihe gezeichnet. Dieses Geld war mit dem verlorenen Krieg ebenfalls verloren. Der Verein war zum Neubeginn gezwungen. Es gab Ärger, weil die 25-Jahre-Regelung aufgehoben werden musste. In der jugoslawischen Zeit schlug sich der Verein schlecht und recht durch. Die Beiträge wurden nicht erhöht, aber die Preise blieben nicht stabil. In den letzten Jahren haben Rosi Breit und Paul Lang das Geld eingesammelt. Die Beiträge betrugen früher 10 Kreuzer, später 1 Dinar, zuletzt 1 Pengö.


Feuerwehrverein

Der Feuerwehrverein wurde 1894 gegründet. Der erste Kommandant war Mathias Kekezovic, damals Notar in Glozan. Für die Wohlfahrt der Gemeinde war dies ein wichtiger und nützlicher Verein. Sein Wahlspruch hieß: “Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr”.


Der Tscheber Feuerwehrverein bekam eine neue Spritze. Hamann Johann, Kommandant, hielt bei der Feierlichkeit die Ansprache. Seine Töchter mussten schon um 4.00 Uhr in der Früh die Spritze mit Blumen schmücken.

Der Verein bestand aus unterstützenden Mitgliedern und Aktiven. Die Aktiven waren mit einer Uniform ausgerüstet, die aus blauer Montur, Stahlhelm, Koppel mit Schloss und dem Beil im Riemenzug bestand. Das schönste Erlebnis für uns Buben war, wenn wir zu Ostern beim Anmarsch der Feuerwehr nebenher traben konnten. Meines Wissens war damals Mathias Bellan Oberkommandant, sein Stellvertreter war Bellan Joschka. Er führte das Chor an, denn Mathias trat nur finanziell in Aktion. Nach dem Weltkrieg musste der Feuerwehrverein umorganisiert werden. Damals wurde auch Johann Hamann Kommandant und Nikolaus Schmidt Stellvertreter. Als Kommandosprache wurde weiterhin Deutsch beibehalten.Von den slawischen Mitbürgern war keiner aktives Mitglied im Verein.Zur Ausrüstung der Feuerwehr gehörten zwei Spritzen mit Hebelpumpen, Schläuche und Leitern. Das Spritzenhaus war Teil des Stierstall der Herrschaft, neben der neuen Schule. Von dort mussten die Geräte von Pferden zur Brandstelle gekarrt werden. Glücklicherweise war dies nicht oft erforderlich. Viel schöner waren die geselligen Einsätze der Feuerwehr. Sie marschierte mit Marschmusik an kirchlichen Festtagen einher, und sie sorgte mit ihrem Ball für den Höhepunkt des Faschings. Meine Meinung über diesen Verein war immer: “Es ist schöner und besser die Feuerwehr ist arbeitslos und gibt einen Ball als umgekehrt”.


Gewerbekorporation

Das Gewerbe war in Tscheb in allen für ein Dorf üblichen Fächern vertreten: Schmiede, Wagner, Schlosser, Maurer, Zimmermänner, Schneider, Schuster, Batschkermacher, Tischler, Drechsler, Seiler, Müller, Fischer, Korbflechter, Maler, Hutmacher, Sattler, Weber, Barbiere und Musikanten, Fleischhacker, Schnapsbrenner und Sodawasserhersteller, Kalkbrenner, um die Jahrhundertwende noch ein Gerber, ja und da war noch der wichtige Beruf des Fassbinders, denn wo wäre der Wein geblieben, bevor er getrunken wurde? Bis zu den 30er Jahren wurden die anfallenden Gewerbefragen in der Gemeinde geregelt. Dann wurde die Korporation gegründet. Erster Präses war Bäckermeister Kaspar Döllinger, Stellvertreter Karl Schrenk und Sekretär für das Schriftliche Johann Hamann. Amtsstunden waren jeden Sonntag am Vormittag. Hier wurden An- und Abmeldungen, Einstellungen von Lehrlingen und Gesellen und die Auflösung von Verträgen geregelt. Nach der Gewerbeabmeldung von Döllinger wurde Karl Schrenk erster und Anton Seider zweiter Präses, später wurde Seider erster Präses.Nach der Rückgliederung an Ungarn wurde der Ortsverband der Korporation aufgelöst und in den Bezirksverband Palanka eingegliedert. Der Präses des ehemaligen Ortverbandes hatte als Ausschussmitglied Mitspracherecht bei den Sitzungen. Da Anton Seider für unseren Ort nicht die Verantwortung allein übernehmen wollte, wurde ihm erlaubt, als Vertrauensmänner Nikolaus Burger, Seiler, und Matthias Stern, Tischler, heranzuziehen. Da während des Krieges für einige Berufe, wie Tischler, Schneider und Friseure, Materialknappheit um sich griff, wurde vom Bezirk Leim, Zwirn und Seite rationiert und vom Präses weiter verteilt. Kassier des Vereins war der Zimmermann Hans Balger. Die Amtsstunden wurden im Gasthaus Tiefenbach abgehalten. Die Posten waren ehrenamtlich, nur der Sekretär erhielt ein Entgelt. Aus der Geschichte des “Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes in Tscheb” (Nikolaus Grieser im 7. Tscheber Heimatbrief / Dezember 1978)


Schwäbisch-Deutschen Kulturbund

Es gab im Laufe der Zeit vieles in Tscheb, ja sogar die Borbaschen. Aber viel früher als all die neuen Strömungen, nämlich bereits im Jahre 1920, gab es den “Schwäbisch-Deutschen Kulturbund”. Die Tscheber machten also mit, als es offensichtlich wurde, dass die Serben, die den Minderheiten versprochenen Minderheitsrechte gemäß Artikel 51 des Vertrages von St. Germain vom 10.09.1919, nicht gewähren wollten. Georg Graßl gründete am 20.06.1920 in Neusatz den “Schwäbisch-Deutschen Kulturbund”. Die 600.000 Deutschen in Jugoslawien erhielten damit den Rahmen, in dem sie ihre kulturellen, schulischen und sozialen Belange wahrnehmen konnten. 1920, bei der Gründung, konnten 97 Ortsgruppen errichtet werden und Tscheb war eine davon. Der 1. Obmann hieß Josef Trenz. Die jugoslawische Behörde verhielt sich aber immer ablehnend. Als 1924 bereits 128 Ortsgruppen bestanden, wurde der Kulturbund verboten. Er lebte aber wieder auf und wurde nochmals verboten. Im Jahre 1931 beim dritten Aufbau gab es nur 13 Ortsgruppen, aber Tscheb war wieder dabei. In dieser Zeit fing ich an, die Heimatabende zu besuchen. Abgehalten wurden diese im reiterschen Gasthaus. Der Heimabendleiter war Josef Gillich, der Gärtner. Welch ein Unterschied. Aus der Schule kannten wir nur die Sokol-Lieder und nun die wunderschönen alten deutschen Volkslieder. Einen Schrank voll deutscher Bücher gab es natürlich auch. Der Bibliothekar war der Trenz Matz. Einmal wurde sogar ein öffentlicher Turnabend veranstaltet zu Ehren von Dr. Jakob Bleyer. Er war damals unser Ehrengast. Die Rechtsunsicherheit gegenüber der Behörde brachte danach eine flaue Zeit. Die Leute fürchteten sich. Aber unsere Tätigkeit hörte nie ganz auf. Heimabende mit Liedern und Vorlesungen gab es immer. Mit Hingebung wurden auch Volkstänze eingeübt und oft anders getanzt als die Musik spielte. Wir hatten Blockflöten mit Gitarren Begleitung. Vor lauter Ärger zerbrach ich einmal sogar meine Gitarre. Als dann gegen Ende der dreißiger Jahre die Erneuerungsbewegung die alte Kulturbund Führung ablöste, ging es auch in Tscheb wieder lebhafter zu. Man wollte verstärkt um die Erhaltung des Volkstums eintreten. Der Initiator in Tscheb war Edmund Dennert. Als Jura-Student hatte er nicht nur das nötige Wissen, sondern auch Erfahrung mit der Behörde. Er war unglaublich dynamisch und ein prima Kamerad. Leider ließen ihn die Serben nicht hochkommen. Unser Obmann war damals für kurze Zeit der Andreas Stumpf, der Korbflechter. Nach ihm wurde der Landwirt Peter Balger Obmann. Er hatte den Mut und auch das nötige Gewicht, um auch öffentlich zu repräsentieren. Er bewies viel Umsicht. In den nun folgenden Jahren bis 1941 wurden die Heimatabende und Turnstunden wieder regelmäßig abgehalten. Der Jungendleiter war der Grieser Nikolaus, also ich selber. Die Turn-Abende leitete der Hans Groh. Wir nahmen an Trachtenfesten und Musiklagern teil, marschierten singend zum Kukuruzschälen und veranstalteten Theaterabende. Einmal gab uns der Ciro Lazic, der damals Richter war, nicht die Erlaubnis, einen Theaterabend durch den Kleinrichter austrommeln zu lassen. Er schob es von einem Tag auf den anderen. Da wurden die Turner gerufen und je zwei Mann gingen von Haus zu Haus mit Einladungen und am gleichen Abend war unsere Vorstellung doch noch gut besucht. Der weltpolitischen Lage wegen wurde aber unsere Arbeit zunehmend schwieriger. Die Behörde vermutete dahinter politisches. Einmal wurde uns eine Sonnwendfeier verboten. Doch der Reiz des Verbotenen ist groß. Wir trafen uns heimlich vor dem Dorf und im Schweigemarsch ging es zum Donaudamm. Das Feuer brannte, die Donau rauschte und am Himmel funkelten die Sterne. Wir sagen “Kein schöner Land in dieser Zeit”. Es wird mir unvergesslich bleiben. Mehr als zwei Jahre dauerte schon der Krieg, als plötzlich und völlig unerwartet die Ungarn Tscheb besetzten. Große Plakate kündigten an, wir seien jetzt Ungaren und Ungarn drückt uns an Herz. Wie Ungarn die Schwaben ans Herz drückt, war uns nur zu gut bekannt. Wir stellten vor dem Gemeindehaus einen Maibaum auf und errichteten vor dem Kirchenpark eine Tribüne. Dann luden wir den ungarischen Ortskommandanten als Ehrengast ein. Er sollte sehen, was wir sind. Es gab einen großen Aufmarsch mit Musik und wir bekannten uns am 01.05.1941 öffentlich als Deutsche zum Deutschtum. Wir waren vorher keine Jugoslawen und wollten nun auch keine Magyaren sein. Das war aber den Ungarn doch zu viel, und ich musste mit einigen Freunden Tscheb verlassen. Der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund wurde später dem ungarländischen Deutschtum angeschlossen und die Katastrophe von 1945 hat ihm wohl für alle Zeit ein Ende gesetzt.


Kulturvereine & Institute

Im Büchlein “Geschichte der Kirche und Gemeinde Tscheb” zur 100jährigen Jubiläumsfeier der Kirche im Jahre 1922 verfasst von Dr. Ignaz Resch, Pfarrer, und Johann Haman, Lehrer, ist zu lesen:

1889 wurde auf Anregung des Josef Schweighoffer der katholische Leseverein zur Förderung der christlichen Kultur gegründet. Der erste Präses war Josef Schweighoffer, jetzt ist Josef Baron Präses. Pfarrer Dr.Ignaz Resch ist Ehrenpräses. Der Verein besitzt eine Bibliothek von zirka 1.000 Bänden, die vielfach gelesen werden. Er zählt 360 Mitglieder.

1889 wurde der erste bürgerliche Leseverein gegründet. Der erste Präses war Josef Kuhn. Jetzt ist Josef Tränz Präses. Die Bibliothek zählt 460 Bände. Der Verein hat 140 Mitglieder.

Der Bauernverein wurde 1904 gegründet. Es ist seine Aufgabe, den Fortschritt der Landwirtschaft zu fördern. Der erste Präses war Johann Straus. Jetzt ist Mathias Straus Präses. Desider Szalay it Ehrenpräses.

Der Jünglingsverein wurde 1921 durch Pfarrer Dr. Ignaz Resch und Lehrer Johann Haman zur sittlichen und kulturellen Weiterbildung der männlichen Jugend gegründet. Direktor ist Dr. Iganz Resch, Vereinsleiter Johann Haman. Die Bibliothek enthält 150 Bände.

Die Ortsgruppe des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes wurde 1920 gegründet. Ihr Zweck ist es, die deutsche Kultur zu verbreiten und die Interessen der deutschen Bevölkerung zu fördern. Obmann ist Josef Trenz.

1921 wurde unter der Leitung des genialen Musikers und Kantorlehrers Stephan Tillinger ein aus 20 Mitgliedern bestehender Gesangsverein gegründet.

Der Vorschussverein wurde 1883 gegründet. Erster Direktor war Michael Schnapper. Jetzt ist Josef Kuhn Direktor.

Der Pensionsverein wurde 1907 gegründet mit der Aufgabe, den Arbeitern die materielle Zukunft in ihrem Alter zu sichern. Präses ist seit der Entstehung des Vereines Josef Gillich.

Der Leichenverein wurde 1884 auf Anregung des rührigen Tischlermeisters Josef Schweighoffer gegründet. Der erste Präses war der Gründer. Jetzt ist Nikolaus Mausner Präses.

Der Feuerwehrverein wurde 1894 gegründet. Erster Kommandant war Mathias Kekezovics, damals Notär in Glozsán. Jetzt ist Desider Szalay Oberkommandant. Leiter des Vereins ist Johann Haman, diplomierter Feuerwehr-Offizier.


Sportvereine

Fußball war Volkssport Nr. 1, auch in unserem Dorf. Neben zwei Fußballclubs, gab es weitere Sportvereine in Tscheb
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