Von Theresia Valenti geb. Seider aus Wels/Österreich


Essen hält Leib und Seele zusammen. Gutes Essen war ein wichtiger Bestandteil in unserer Familie. Meine Mutter war eine ausgezeichnete Köchin und hat uns immer mit den Mahlzeiten sehr verwöhnt. Drei Gänge zu Mittag waren üblich, am Sonntag gab es dann Suppe mit selbstgemachten, hauchdünn geschnittenen Nudeln, Suppenfleisch und Paradeis- oder Kapernsoße, Bratl in der Rein oder Schnitzel mit Salat und Kompott und meist eine warme Nachspeise, z.B. Spritzkrapfen oder Schmerkipfeln. Berühmt waren neben den „gegangenen“ Mohnund Nussstrudeln, die „gezogenen“ Apfel-, Topfen- und Kürbisstrudel. Familientreffen in großem Ausmaß fanden stets bei uns statt. Kamen die Verwandten aus Deutschland, Australien und Amerika (alles Geschwister mit ihren Familien, die in den 50er Jahren ausgewandert waren, da sie sich in Übersee ein besseres Leben erhofften), hieß es meist gleich nach den tränenreichen Umarmungen: „Marie, mach uns doch deine „zogenen Strudel“. Tür und Tor standen immer weit offen und der Tisch war reich gedeckt. Selbstverständlich gab es das ganze Jahr hindurch volle Keksdosen, am liebsten stibitzte ich Rahmkipferl mit Marmelade und zur Weihnachtszeit waren Vanillekipferl und Zitronenwafferl vor mir nicht sicher.



Ich selbst stehe mit der donauschwäbischen Backkultur nicht so gut auf Fuß bzw. Hand und vermisse den einzigartigen Geschmack und unbeschreiblichen Geruch schmerzlich Da ich als jüngste von drei Schwestern mit meiner Familie im Elternhaus geblieben bin, wurde meist von Mami gekocht. So habe ich mich nie um diese Belange ernstlich gekümmert. Von Zeit zu Zeit versuchte ich es doch und fragte nach genauer Angabe der Backzutaten. Die Antwort fiel stets bestimmt aus: „Da gibt es kein Rezept, das merkt man eh von alleine, was es genau braucht!“ Tja, natürlich war das Ergebnis dann sehr enttäuschend und ich ließ mein donauschwäbisches Kochtalent verkümmern. Meine ältere Schwester Annemarie kann noch einiges Donauschwäbisches backen und kochen, doch die Qualität unserer Mutter bleibt unerreicht.

Nicht nur beim Kochen und Backen, sondern auch beim „Wursten“ haben meine Großeltern und Eltern die TSCHEBER Kunstfertigkeit nach Österreich mitgebracht und fortgeführt. Das Bratwurstmachen und selber Selchen ist nach wie vor in der Familie meiner Schwester Annemarie ein fixer Bestandteil. Bis 1997, solange mein Vater lebte, wurden jedes Jahr kurz vor Weihnachten drei oder vier Schweine verarbeitet. Alles vom  Schwein diente einem besonderen  Verwendungszweck: Kesselfleisch, Schwartlmagen, Grammeln, Sulz mit Paprika und Knoblauch, Schmalz in Hülle und Fülle. Zwei Kühltruhen voll verschiedener Braten und der Dachboden und Keller voll von Speck und Bratwurst. Eine Lust  großzügig zu nehmen und zu genießen.

Ich erinnere mich auch noch gut an das Schlachten von selbst gefütterten Schweinen  in den 60er Jahren. Das war für mich als kleines Kind immer sehr schlimm. Habe ich doch „das Schwein“ täglich gefüttert, mit ihm gesprochen und es liebgewonnen. Als Jüngste ist es mir meist gelungen, beim Schlachten nicht im Keller mithelfen zu müssen. Komme ich heute an „Sauställen“ vorbei, wenn die Tiere um ihr Essen quieken, steigen die Kinderbilder furchtbar wieder in mir auf. Lustig ging es jedoch am Schlachttag nach getaner Arbeit beim ‚Sautanz‘ zu.

Die Mutter buk noch „schnell“ in viel Schweineschmalz goldgelbe Krapfen und schon waren auch die Nachbarn da. Selbstverständlich hatte ich gegen Mittag die Wurstsuppe ausgetragen. Plötzlich wurde eine Ziehharmonika ausgepackt und es wurde gesungen, getanzt und gelacht. Sehr früh schafften sich meine Eltern ein Radio mit Plattenspieler an, der hier auch große Dienste leistete. Noch heute wundere ich mich über die übersprudelnde Lebensfreude der Erwachsenen, die nach so einem langen Arbeitstagtag noch die Kraft für ein geselliges Beisammensein fanden. Die Augen meiner Eltern strahlten soviel Freude und Liebe aus. Mit Dankbarkeit und Wehmut erinnere ich mich und bin voll stolz, eine Tscheber Nachfahrin zu sein. 


Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.