Nach der Erzählung der Tscheberin Magdalena Ernst geb. Lamek!


Eine Wallfahrt nach Maria Schnee war immer ein großes Ereignis im Jahresablauf in Tscheb. Ich war eine junge Frau und durfte mit meiner Schwiegermutter, der Ernst-Beckin, zum Wallfahrten gehen. Sie meinte, der 5. August wäre der richtige Tag dazu. Das war nämlich der Maria Schnee-Tag. An diesem Datum im August 1716 soll Prinz Eugen mit den Türken dort den Frieden beschlossen haben, nachdem es – im August – geschneit hatte!

So gingen wir an diesem richtigen Tag ganz in der Früh ans Kreuz bei Beck Peters. Bestimmt wars schon um 4:00 Uhr, denn ich erinnere mich, dass es frisch (kühl) war. Das Kreuz war der Treffpunkt für alle, die nach Maria Schnee pilgern wollten. Es war auch schon eine Gruppe da und wartete. Nun gings, natürlich zu Fuß, Richtung Gloschan- Begec. Sofort wurde mit dem Rosenkranzbeten angefangen. Unzählige Vaterunser und Gegrüßet seist du Maria. Am ersten Tag kamen wir bis Futok. Dort wurde übernachtet. Es sind Wagen mitgefahren. Wer nicht mehr laufen konnte, durfte aufsteigen und sich mal einige Zeit ausruhen. Ich habe das auf der Hinreise nicht getan.

Am nächsten Morgen ging die „Fußreise“ wieder weiter. Unser Vorbeter war der Seider Toni, er war in der Tscheber Kirch‘ der Läutner und ein spaßiger Mensch. Und wieder wurde der Rosenkranz gebetet; ein Vaterunser nach dem anderen. Und als wir so auf den Feldwiesen liefen und gerade wieder ein Gegrüßet seist du Maria beteten … du bist voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Weibern … da kam plötzlich von unserem Vorbeter:

Jesses, schaut mol, was e groooßes Krauthabl do stehd

Es war am Wegrand zu sehen. Da wurde natürlich geschmunzelt und ich gelacht und gleich gings weiter mit „der für uns gekreuzigt worden ist“. So wars auch manchmal lustig unterwegs und es gab mal was zum Lachen. Man konnte ja nicht ununterbrochen beten, obwohl es war die Hauptsache. Es wurde den ganzen Tag über bis abends um 9:00 Uhr gebetet.

Ich kann mich an die Feineis-Katibäsl erinnern, an die Bless-Mariannbäsl, Sie waren die Betfrauen in unserem Viertel in Tscheb. Und ich mein‘, die waren auch dabei. Auch die Schwindlbäsl vielleicht. In Neusatz gingen wir über die Donaubrücke nach Peterwardein und dann kamen wir nach Maria Schnee. Um die Wallfahrtskirche Maria Schnee waren Beichtstühle aufgestellt. Es waren dort einige Pfarrer anwesend, die die Beichte abnahmen. Aber auch mehrere Stände, so Andenken-Buden (Anmerkung der Redaktion: Heute wäre das Merchandising!) , wo man Rosenkränze, Kreuze und alle möglichen christlichen Sachen kaufen konnte, standen um die Kirche. Viele Pilger aus der ganzen Umgebung waren gekommen und der Platz war voller Menschen.

Ich erinnere mich, dass ich zum dortigen Brunnen ging, um ein Fläschchen mit Quellwasser zu füllen, denn der Durst war groß. Es war ja Sommer und am Tag sehr heiß. Ja, so viele Leute, die einem fast tot gedrückt haben, waren da, alle um den Brunnen herum. Wir hatten Proviant dabei, nicht viel mein ich, und tranken dann dazu das Brunnenwasser. Das war ja auch Buße: nicht viel essen (In Peterwardein konnte man, wenn man nicht zu müde war, rumlaufen und Trauben kaufen).

Ich hatte eine Cousine (Liska Jancenic-Mecing), die wohnte in Peterwardein und sie wusste, dass eine Gruppe Tscheber nach Maria Schnee kommt. Wir haben uns daher in Maria Schnee getroffen, und sie hatte den Gandor bestellt, den sie gut kannte. Der spielte dann zum Gottesdienst für uns „Dort droben in dem Himmelsgarten“. Dazu haben wir schön gesungen, das weiß ich noch gut, das war eine große innere Freude. In der Kirche war die ganze Nacht Programm: Andacht, Rosenkranzbeten etc.

Wer einen Sitzplatz hatte blieb die ganze Nacht in der Kirche – auch zum Ausruhen. Wir haben in der Nähe des Brunnens übernachtet und waren froh, ein Plätzchen zu finden. Unser Lager war im Freien auf dem Boden. Da haben wir unseren Rock in die Höhe genommen und uns darauf schlafen gelegt. Wir wollten ja Buße tun.

Bericht von Elfriede Korol geb. Ernst aus dem Jahre 2004 – nach den Erzählungen ihrer damals 94-jährigen Mutter Magdalena Ernst geb. Lamek!

Am nächsten Tag gings heimwärts – wieder zu Fuß – bis nach Futok. Dort haben wir wieder übernachtet. Jetzt begleiteten uns aber mehrere Pferdewagen, ein- und zweisitzige, mein ich. Wer müde war, durfte sich auf einen mitfahrenden Wagen setzen und ausruhen. Ich hab‘ das dann irgendwann auch gemacht. Auch gebetet haben wir heimwärts. Nicht mehr so viel, es war alles dann wieder weltlicher. Am nächsten Tag waren wir froh, unser geliebtes Tscheb wieder zu sehen.


Magdalena Ernst geb. Lamek

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