Als Lazar Dunđjerski im Jahre 1882 von der ungarischen Adelsfamilie von Bezerédy das Tscheber Kastell kaufte, schenkte Béla von Bezerédy dem neuen Besitzer ein Klavier. Nikolaus von Bezerédy, sein Vater, hatte es einst ganz billig von einem russischen Grafen, der sein ganzes Vermögen verspielt hatte, gekauft. Das Klavier wurde im Salon des Kastells aufgestellt und wartete dort auf bessere Tage.

In jenem Jahr erbaute Lazar Dunđjerski eine Dampfmühle und eine Spiritusfabrik in Tscheb. 1884 gelang es ihm, die Hälfte der Parkanlage herzurichten und an der rechten Seite, unweit des Kastells eine Brauerei zu bauen und Hopfengärten anzulegen. Eines Tages, als Lazar Dunđjerski neben dem Klavier stand, kam ihm plötzlich der Gedanke, dass dem Kastell eine Seele gegeben werden sollte. Er war kein Kunstkenner, was aber nicht bedeutete, dass er kein Kunstliebhaber war. Das Klavier das längst die begabten Finger der Spieler vergessen hatte, motivierte ihn, die Tür seines Kastells den bekanntesten Künstlern zu öffnen. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg war es der Treffpunkt angesehener und bedeutender Personen aus dem politischen und kulturellen Leben jener Zeit. Unter anderen besuchten das Kastell Nikola Tesla, Paja Jovanović, Stevan Todorović und Laza Kostić. Es waren Maler, Dichter, Bildhauer zu Gast, aber das Klavier stand still.

Da der Dichter Laza Kostić der häufigste Gast war und sich innig mit der Familie befreundete, wurde er Pate der Kinder von Laza Dunđjerski. Eines von ihnen war Lenka Dunđjerski, in die er sich später verliebte und der er eines seiner schönsten Liebesgedichte gewidmet hatte: Santa Maria della Salute. Er wurde wegen dieses wunderschönen Gedichtes auch der „serbische Shakespeare“ genannt.

Lenka war die Erste, die an dem Klavier intensiv spielte. Manchmal wurde das Klavier bis zum Kastelleingang zwischen die zwei steinernen Löwen getragen, wo Lenka dem Dichter zum Willkommen spielte. Die Töne „beruhigten zuerst die Löwen“ und dann berührten sie tief und schmerzhaft die Seele des damals schon ziemlich alten Dichters. Des Altersunterschiedes bewusst, fasste er den Entschluss, sich in ein Kloster zurückzuziehen. Der Dichter, alt, vereinsamt und schwach, träumte von seiner Liebe, die auf Erden unerfüllt blieb. In der Hoffnung, dass er Lenka jedoch nach seinem Tod in einer anderen Welt wieder treffen würde, entstand das berühmte Gedicht Santa Maria della Salute.


Liebesgedicht „Santa Maria della Salute“ – Romantische Anekdote aus dem Tscheber Kastell übersetzt aus dem Serbischen von Györgyi Damjanic-Kisch, Celarevo


Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.