Von Anna Haditsch geb. Puss


Im Herbst, wenn die Trauben schön reif waren, fand der Traubenball statt. Der Tanzsaal wurde mit den schönsten Trauben geschmückt; sie hingen von der Decke herunter wie ein Netz. In der Mitte der Decke war die Traubenkrone angebracht, auch „Evenka“ genannt. Die Trauben wurden von den Buben gestohlen, und die Mädchen waren die „Gendarmen“ – sie mussten die Diebe erwischen, die dann Strafe zahlten. Die Krone wurde versteigert oder verlost.

Beim „Ledigen-Ball“ verabredeten sich die Mädchen und Buben schon vorher untereinander, wer mit wem als Paar zum Ball ging. Beim Tanzabend am Sonntag vor dem Ballabend wählten die Mädchen bei der Damenwahl die Buben, und gingen dann mit ihnen zum Ball. Der Ballbub musste die Eltern des Mädchens um Erlaubnis bitten, ob er ihre Tochter zum Ball führen durfte. Am Ballabend kam er dann und holte sein Ballmädchen ab. Er schenkte ihr eine Schachtel Pralinen, und sie steckte ihm ein Wachsröschen ins Knopfloch. Der Vater des Mädchens schenkte ihm noch „Ball-Geld“. Das Paar ging, begleitet von den Eltern, ins Wirtshaus, wo alles für den Ball vorbereitet war.

Die Mädchen waren weiß gekleidet mit einem Kränzchen im Haar, die Buben in dunklen Anzügen. Der erste Tanz gehörte dem Ballmädchen, danach wechselten die Buben ihre Tanzpartnerinnen. Während des Abends spendierte der Bub den Müttern eine Brezel und ein Bier. Es gab auch einen Tanz, bei dem das Mädchen den Vater des Buben zum Tanz bitten musste, und der Bub die Mutter des Mädchens. Danach tanzte das Mädchen mit seinem Vater und der Bub mit seiner Mutter. Den Ballpaaren wurde ein Festessen serviert, und es wurde bis zum Morgen getanzt, zwischen sechs und sieben Uhr war Schluss.

Dann begleitete der Ballbub das Mädchen nach Hause, und falls die beiden noch nicht verliebt waren: Durch die Ballnacht ergab sich dies oft, und es wurde bald Hochzeit gefeiert. 


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